Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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Villas, gepflegte Gärten, geschorene Hecken, Kirchthürme und Kuppeln entstehen, während der arme Wilde bald ein Fremder im Lande seiner Väter wird und zwar an dem Fleck selbst, wo die Hütte stand, in der er geboren wurde. Die reichlichen Früchte der Erde, welche Gott in seiner Weisheit zur Erhaltung der trägen Eingebornen bestimmt hat, eignen sich die Fremden schamlos an und verzehren sie vor den Augen der verhungernden Insulaner, oder schicken sie an Bord der zahlreichen Schiffe, welche jetzt die Küsten berühren.
Sind die unglücklichen Halbverhungerten auf diese Weise von ihren natürlichen Nahrungsmitteln abgeschnitten, so heißen sie ihre Wohlthäter ihren Unterhalt im Schweiße ihres Angesichts zu verdienen! Aber keinem feinen Herrn, der zu erblichen Überfluß geboren, kann körperliche Arbeit schwerer fallen, als dem üppigen Indianer, der auf diese Weise der Gabe des Himmels beraubt wird. An ein träges Leben gewöhnt, kann und will er sich nicht anstrengen und Mangel, Krankheit, Laster, alles Übel fremden Ursprungs enden bald sein erbärmliches Leben.
Was aber schadet alles dieses? Seht nur die glorreichen Resultate! – Die Schrecken des Heidenthums sind dem reinen Ritus christlicher Gottesverehrung gewichen, – der unwissende Wilde ist durch den gebildeten Europäer ersetzt worden! Seht nur Honolulu, die Hauptstadt der Sandwich-Inseln! – eine Gemeinde von uneigennützigen Kaufleuten
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)