Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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eines Schneesturmes wegen ausgesetzt werden müssen, denn dort folgt Tag auf Tag in ewigem Sommer und Sonnenschein und das ganze Jahr ist ein langer tropischer Junimonat, welcher sich eben mit dem Juli verschmelzt.
Es ist dieses liebliche Klima, welches die Cocosbäume so gedeihen läßt, wie sie dort gefunden werden. Diese unschätzbare Frucht, welche der reiche Boden der Marquesas-Inseln bis zur Vollendung entwickelt, und auf einer stattlichen Säule mehr als hundert Fuß über den Boden erhebt, scheint auf den ersten Blick dem einfachen Eingebornen fast unzugänglich. In der That stellt der schlanke, runde, glatte Stamm ohne eine einzige Erhabenheit oder einen einzigen Zweig, um bei dem Ersteigen eine Erleichterung zu bieten, demselben ein Hinderniß entgegen, welches nur durch die sinnreiche Gewandtheit der Insulaner besiegt werden kann. Man könnte glauben, daß ihre natürliche Trägheit sie veranlassen würde, geduldig die Zeit zu erwarten, wo die reifen Nüsse sich langsam von ihren Stielen ablösen und zur Erde fallen. Dieses würde auch bestimmt der Fall sein, wäre nicht die junge Frucht, welche in ihrer grünen Schale, an deren Seiten ein süßer, weicher Kern sitzt, der wiederum einen Becher des köstlichsten Nektar enthält, Dasjenige, was sie vorzüglich gern genießen. Sie haben wenigstens zwanzig verschiedene Ausdrücke, um eben so viele verschiedene Stadien der Reife der Nuß zu bezeichnen. Einige unter ihnen verwerfen
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/170&oldid=- (Version vom 1.8.2018)