Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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allen den Mädchen umgeben, welche ihre Arbeit verlassen hatten, und mit weit aufgerissenen Augen, gehobenen Busen und gegen mich gekrümmten Fingern dastanden.
Da ich glaubte, daß ein giftiges Thier in dem Baste, welchen ich in der Hand hielt, verborgen sein müßte, fing ich an, ihn vorsichtig zu untersuchen. Während ich so beschäftigt war, verdoppelten die Mädchen ihr Geschrei. Ihr Lärmen und ihre erschrockenen Bewegungen fingen an mich zu beunruhigen, ich warf daher den Tappa fort und rannte aus dem Hause; aber in demselben Augenblick hörte ihr Geschrei auf und eine von ihnen faßte meinen Arm, zeigte auf die zerrissenen Fasern, die eben meiner Hand entfallen waren und schrie mir das verhängnißvolle Wort: „Taboo“ ins Ohr.
Später entdeckte ich, daß der Stoff, den sie eben machten, von eigenthümlicher Art sei und zu Kopfputzen für die Weiber verwandt wurde, weshalb während der ganzen Arbeit ein strenges Gesetz des Taboo denselben beschützte und dem ganzen männlichen Geschlecht verbot, ihn nur zu berühren.
Auf meinen Wanderungen durch die Wäldchen bemerkte ich oft Brotfruchtbäume und Cocospalmen, deren Stamm auf eine eigenthümliche Weise mit einem Kranz verziert war. Dieses war das Zeichen des Taboo. Die Bäume selbst, ihre Früchte, ja selbst der Schatten, den sie auf den Boden
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/186&oldid=- (Version vom 1.8.2018)