Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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meinen Besuch in dieser Bucht in einem früheren Capitel. Bei dieser Gelegenheit war unser würdiger Capitain mit uns; er war ein leidenschaftlicher Jäger. Auf seinen Reisen, etwa auf der Höhe von Cap Horn, pflegte er auf der Schanzkleidung zu sitzen und seinen Stewart drei bis vier Flinten nach einander laden zu lassen, mit denen er Albatrosse, Captauben, Elstern, Sturmvögel und verschiedene andere Seevögel, welche unserm Kielwasser folgten, niederschoß. Die Seeleute waren stumm vor Erstaunen über ein so heilloses Beginnen, und solchen Mangel an Pietät und schrieben alle unsere viertägigen Leiden in jener schrecklichen Sturmgegend dem entweihenden Gemetzel unter jenen gutmüthigen Vögeln zu.
In Tior zeigte er eben so große Rücksichtslosigkeit gegen die religiösen Vorurtheile der Insulaner, als er früher gegen den Aberglauben der Matrosen gezeigt hatte. Er hatte gehört, daß in dem Thale eine sehr große Menge von Hühnern sei, – die Nachkommen einiger Hähne und Hennen, welche ein englisches Schiff dort zurückgelassen hatte, und welche durch ein strenges Gebot des Taboo beschützt, in fast wildem Zustande umherflogen, – und beschloß alle Schranken zu durchbrechen und sie zu schießen. Er versah sich daher mit einer schönen Flinte und kündigte seine Landung damit an, indem er einen schönen Hahn, welcher auf dem Aste eines nahen Baumes seinen eignen Leichengesang krähete, herabschoß.
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/188&oldid=- (Version vom 1.8.2018)