Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
|
die ich nie früher bei irgend einem Insulaner bemerkt hatte; ich hatte im Gegentheil gehört, es seien dies durchaus nothwendige Abzeichen eines marquesischen Kriegers. Die ganze Sache war mir völlig unverständlich und ich erwartete ihre Lösung mit einem nicht geringen Grade von Neugierde.
Endlich schloß ich aus gewissen Zeichen, daß er mich zum Gegenstande seiner Bemerkungen machte, obgleich er sorgfältig vermied, meinen Namen zu nennen oder mich anzusehen. Plötzlich erhob er sich von den Matten, auf welchen er gelegen hatte und näherte sich mir; doch fuhr er dabei immer fort, sich zu unterhalten und vermied absichtlich, meinem Blicke zu begegnen, bis er sich, kaum drei Fuß von mir entfernt, wieder auf die Matten niederließ. Kaum hatte ich mich von meinem Erstaunen erholt als er sich mit dem wohlwollendsten Ausdruck von der Welt zu mir wandte und mir mit vieler Grazie die rechte Hand bot. Natürlich erwiederte ich diesen höflichen Gruß, und sobald unsere Hände sich berührten, bog er sich zu mir herüber und sagte mit der schönsten wohlklingendsten Betonung: „Wie geht’s Euch?“ „Wie lange seid Ihr in dieser Bucht gewesen?“ „Mögt Ihr gern hier sein?“
Wäre ich gleichzeitig von drei Happar-Speeren durchbohrt worden, ich hätte nicht erschrockener zurückfahren können, als über diese ganz einfachen Fragen! Einen Augenblick war ich stumm vor Erstaunen, dann antwortete ich
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)