Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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unangetastet in das Gebiet ihres Freundes wagen darf, wo sie unter andern Umständen als Feind behandelt worden sein würde. So wird persönliche Freundschaft unter ihnen geachtet und die so beschützte Person heißt „tabotirt“ und ist bis zu einem gewissen Grade heilig und unantastbar. Auf diese Weise, sagte mir der Fremde, habe er Zutritt in allen Thälern der Insel.
Ich war neugierig, wie er seine Kenntniß der englischen Sprache erworben habe, und fragte ihn danach. Anfänglich wich er, aus einer oder der andern Ursache, meinen Fragen aus, dann aber sagte er mir, er sei als Knabe von dem Capitain eines Kauffahrteischiffes mit zur See genommen worden, bei dem er drei Jahre geblieben sei, die er zum Theil in Sidney in Australien zugebracht habe, bei einem spätern Besuch auf der Insel habe ihm aber der Capitain auf sein Bitten erlaubt, bei seinen Landsleuten zurückzubleiben. Die natürlichen Anlagen des Wilden waren durch sein Zusammenleben mit den Weißen wunderbar entwickelt worden und seine theilweise Kenntniß einer fremden Sprache gab ihm ein großes Uebergewicht über seine weniger unterrichteten Landsleute.
Als ich den nun herablassenden Marnoo fragte, warum er nicht früher mit mir gesprochen habe, forschte er eifrig nach dem Eindruck, den sein Betragen auf mich gemacht, und nach dem Urtheil, welches ich danach über ihn gebildet
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)