Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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wozu sie sich spitziger Steine oder Muscheln bedienten; sie schmückten sie auch, namentlich die Kriegsmuscheln, mit Quasten von geflochtenem Bast oder Menschenhaar. Einige warfen sich gleich nach dem Essen auf die einladenden Matten und fingen die Beschäftigung der Nacht wieder an, das heißt, sie schliefen so fest, als hätten sie eine Woche lang kein Auge zugethan. Andere schlenderten hinaus in die Wäldchen, um Früchte oder Bast oder Blattfasern zu sammeln, welche fortwährend gebraucht und zu hundert verschiedenen Zwecken verwandt wurden. Einige der Mädchen gingen auch wol ins Holz, um Blumen zu suchen, oder nach dem Strome, um Kalebassen und Cocosschaalen unter dem Wasser mit glatten Steinchen zu reiben und so zu poliren. Wahrlich diese einfachen Leute waren nie darum verlegen, wie sie ihre Zeit anwenden sollten, und es würde keine leichte Aufgabe sein, alle ihre Beschäftigungen, oder besser Vergnügungen aufzuzählen.
Meine Vormittage brachte ich auf eine Menge verschiedener Weisen hin. Zuweilen schlenderte ich von Haus zu Haus und fand überall, wo ich hinkam, die herzlichste Aufnahme; oder von Hain zu Hain, von einem schattigen Platz zum andern, in Begleitung Kory-Kory’s und Fayawa’s, und von einem lärmenden Haufen junger Müßiggänger umtobt. Zuweilen war ich zu bequem, um mir Bewegung zu machen, und nahm eine der vielen Einladungen an, die ich immerwährend
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)