Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 2. Theil | |
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„Arva“ ist eine sehr allgemein auf den Südsee-Inseln verbreitete Wurzel, aus welcher ein Saft gezogen wird, dessen Wirkung auf den Körper anfänglich mäßig aufregend ist; bald aber erschlafft er die Muskeln und führt, vermöge seines narkotischen Einflusses, einen köstlichen Schlaf herbei. Dieses Getränk wurde im Thale allgemein auf folgende Weise zubereitet: – Etwa ein halbes Dutzend Knaben setzten sich im Kreise um ein leeres, hölzernes Gefäß und jeder von ihnen hatte eine gewisse Menge kleingebrochener „Arvawurzeln“ neben sich liegen. Ein Cocosbecher mit Wasser kreiste dann unter der jugendlichen Gesellschaft, die mit dem Inhalt desselben ihren Mund ausspülten und dann an ihr Geschäft gingen. Dieses bestand einfach darin, die „Arva“ völlig zu zerkauen und einen Mundvoll nach dem andern in das leere Gefäß auszuwerfen, welches zu dem Ende zwischen ihnen stand. Wenn auf diese Weise eine genügende Menge gesammelt worden war, so goß man Wasser auf die Masse und rührte sie mit dem Zeigefinger der rechten Hand aus, wodurch sie dann bald zum Verbrauch fertig wurde. Die „Arva“ hat heilkräftige Eigenschaften.
Auf den Sandwichs-Inseln hat man sie mit nicht geringem Erfolge, bei der Behandlung von Skrophelkrankheiten angewandt, sowie bei der Bekämpfung einer überhandnehmenden Krankheit, deren schreckliches Erscheinen die unglücklichen Bewohner jener Inselgruppe ihren fremden
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 2. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_2.djvu/77&oldid=- (Version vom 1.8.2018)