Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Neunter Band | |
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mit den Bildnissen aller Schlachtenfürsten Britanniens: Schöne Gemälde, welche Triumphe der britischen Macht vorstellen, schmücken auch Corridors und Vorplätze. Die Bronze-Statue König Karls II., unter dessen Regierung das Hospital erbaut wurde, ziert die Mitte des großen Hofs.
Das Hospital enthält die Wohnungen des Gouverneurs und der Beamten, eine schöne Kirche, eine Schule, den Gerichtssaal und die Canzleien der Verwaltung, und in 12 verschiedenen Abtheilungen (Wards) die Stuben für 500 Invaliden. Letztere sind, außer 26 Hauptleuten, blos Unteroffiziere und Gemeine. Nichts übertrifft die Reinlichkeit und Sorgfalt, mit welcher die großentheils verstümmelten Helden, deren verlorne Glieder auf den Schlachtfeldern der halben Welt zerstreut sind, (denn wo hätte nicht britische Tapferkeit gekämpft und Siege errungen!) gepflegt werden. Sie haben ihr Lesezimmer, ihre Bibliothek, ihre Billards, ihre Salons zu gemeinschaftlicher Unterhaltung, und die weitläufigen, gut unterhaltenen Gartenanlagen gewähren auch den gebrechlichsten Greisen, welche Rollsessel zur Bewegung bedürfen, den Genuß der frischen Luft in der freien, schönen Natur. Ein Krankenhaus wird durch den Hof vom Hauptgebäude getrennt; dabei befindet sich die Apotheke und die Wohnungen mehrer Aerzte und Chirurgen. An dasselbe reihen sich die Bäder, warme und kalte, die jeder Invalide nach Gefallen gebrauchen kann. Nach altem, sinnigen Brauch wird in diesem Hause jeder Jahrestag eines Haupttriumphs der britischen Waffen als Festtag begangen. Dann sind die Bildnisse der Führer der Schlachten in dem Speisesaal mit Lorbeerkränzen geschmückt, die alten Schnurrbärte sitzen bei vollen Flaschen und das „Rule Britannia!“ verjüngt mit dem Hauch der Begeisterung die benarbten Gesichter.
Von einem der beiden alten Musensitze Englands habe ich in einem frühern Bande dieses Werks schon gesprochen. (Vergl. Oxford, im 1. B.). Cambridge ist die Schwesterstadt von Oxford, ist eben so ehrwürdig durch ihr Alter (die Universität bestand schon um das Jahr 1200), eben so besucht (die Anzahl der Studirenden wechselt zwischen 5- und 6000) und der Wohlthätigkeitssinn der alten Zeit hat sich hier, wie dort, durch die reich begabten Stiftungen von Colleges, Halls und Conviktorien Denkmäler errichtet. Cambridge
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Neunter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Philadelphia 1842, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_9._Band_1842.djvu/174&oldid=- (Version vom 2.1.2025)