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Seite:Meyers Universum 9. Band 1842.djvu/57

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Gotteskindern welche, die seit Homer mit ihren Tönen und Klängen die Völker aus ihrem Schlafe wecken, von jenen Geisterbannern, die die Gedanken der Menschen heraufbeschwören aus den innersten Tiefen der Seele. Nicht Kanonenkugeln und blutgetränkte Lappen häufen sich an den Füßen ihrer Denksteine, auch reden nicht Daten von Friedensschlüssen und Länderraub aus ihrem Leben: eine schmucklose Tafel mit dem Namen, eine Büste, hie und da ein einfaches Standbild – das sind die bescheidenen Denkzeichen der Lieblinge Gottes. Shakespeare, Milton, Spencer, Chaucer, Ben Jonson, Butler, Gray, Thomson, Rowe, Addison, Gay, Dryden, Cowley, Sheridan, Cumberland, Garrik, Goldsmith, Drayton und viele andere Namen flößen Ehrfurcht, Bewunderung oder Liebe ein. Nie ist die Dichterecke leer von Besuchern, und während die Menge an den colossalen Prachtmonumenten der Könige und Kriegsfürsten kalt vorüber eilt, hier weilt sie, und Jeder forscht und betrachtet die Bilder und liest die Namen wie von lieben Freunden und Bekannten. –

Die Mausoleen der britischen Herrscher und ihrer Familien, sie befinden sich meistens in den Kapellen des Bekenners und Heinrich’s VII. In jener steht der Sarkophag des Stifters selbst, ein hölzerner, geschnitzter Kasten mit eisernen Bändern; dabei die Monumente von Heinrich III., Eduard I., Heinrich V., Eduard III. und anderer Könige. In den Grüften der Heinrichskapelle aber ruhen, außer ihrem Stifter, alle Regenten Englands, von der Elisabeth an bis zu Georg II. – Die Pracht dieser Mausoleen schlechter und guter Kronenträger ist nicht geringer, als die Pracht der Kapelle selbst, in welcher der harte Stein vom Boden an bis zur Decke wie Spitzenwerk ausgearbeitet erscheint, und die Ornamentik des germanischen Styls Unbegreifliches wagte und ausgeführt hat. Drum hieß auch diese Kapelle früher orbis miraculum – das Wunder der Welt – und in der That ist sie eine Wunderblume der Baukunst.