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zu werden, die Pfarrfamilie fühlte größere Verlegenheit. Nach kurzer Berathung entschlossen sie sich, beim Wagen zu verweilen, indeß der Kutscher ins nächste Dorf gehen, und sich ein anderes Rad anschaffen sollte. Das geschah. Der Kutscher kehrte nach einigen Stunden mit einem neuen Rade zurück, und die Reise ging wieder vorwärts. Aber durch diesen Unfall konnte die nächste Station vor einbrechendem Abende nicht mehr erreicht werden, und zu ihrer größten Unruhe mußten sie noch eine Waldstrecke passiren. Tiefe Stille herrschte auf den Höhen des Spessarts. Vor den Reisenden lag der dunkele Wald wie eine schwarze Wolke, Die Gattin des Pfarrers und die Kinder äußerten bange Besorgnis, als der Wagen in’s schauerliche Dunkel einzog. Der Pfarrer sprach ihnen Muth ein. Auf den schlechten Wegen ging der Wagen langsamer, und die hohen schwarzen Tannen rauschten unheimlich. Das vermehrte die Angst der Reisenden. – Halt! donnerte es plötzlich vor dem Wagen. Schüsse fielen hinter demselben. Gott stehe uns bei! sagte der Pfarrer. Gattin und Kinder umklammerten ihn, und stießen Angstgeschrei aus. Der Kutscher hatte angehalten, und war schon von seinem Sitze gerissen. Man versuchte von außen die Wagenthüren zu erbrechen. – Freunde, sagte der Prediger ruhig, wir sind in euren

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Hermann Adam von Kamp: Natur und Menschenleben. G. D. Bädeker, Essen 1831, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Natur_und_Menschenleben_-_Hermann_Adam_von_Kamp.pdf/104&oldid=- (Version vom 14.9.2022)