nicht Italien einen Bonaretti, Bernini etc. und mehrere große Baumeister gehabt, die in alle diesen drey schönen Künsten Meisterstücke verfertiget haben, und hängen denn nicht diese Künste eben so zusammen, als die dem Augenscheine nach ganz verschiedenen Theile der Mathematik, dergestalt, daß, wer nur die Geometrie gut weiß, kann das übrige gar bald nachholen, also auch hier; denn wer gut Handzeichnen kann, und kein Fremdling in der Mathematik ist, wird das übrige gar leicht erlernen, ja, ich halte diese drey Künste für so verschwistert, daß keiner von ihren Künstlern, ohne sie alle drey gelernt zu haben, in der Welt groß werden kann. Ich sage dieses bloß aus patriotischem Eifer, und wünsche, daß Sachsen dermaleinst auch eben so große Baumeister, wie andre Länder aufweisen möge, zumal, da es so fruchtbar in allen Theilen der Gelehrsamkeit gewesen ist, und berühmte Männer hervorgebracht hat.
Unter den Schülern hat sich besonders Herr Panse durch einen Pallast hervorgethan, der hundert und vierzig Ellen lang ist; er steht auf einer Rasenerhöhung nach dem Garten zu, und hat drey Vorsprünge, daran die beyden Ecken an der Spitze abgeschnitten sind, die oberhalb einen Altan abgeben; das untere Geschoß bestehet aus bäurischem Werke, über selbigen erhebt sich ein großes, und darüber ein kleines Stockwerk, daran die Dorische Ordnung mit gekuppelten Säulen in
Unbekannt: Beurtheilung der architektonischen Ausstellung bey der Churfürstl. Sächsis. Akademie der Künste am fünften März, 1770. Dyckische Buchhandlung, Leipzig 1770/1771, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Akademieausstellung_Dresden_1770_Architektur.djvu/21&oldid=- (Version vom 24.10.2024)
