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Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Akademieausstellung Dresden 1770 Architektur.djvu/3

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neuen Befestigungsart geredet, darüber soviel Streit entstanden ist? Und wer weiß, ob des Laugier und Lodolli Baukunst nicht ebenfalls Zankapfel werden können. Das sind gemeiniglich die Früchte von den Bemühungen der seynwollenden schönen Geister, die ganze Wissenschaften darnieder reissen, aber nicht bessere erbauen können. Dieser Ursachen wegen, und da wir die griechischen Alterthümer noch sehen können, die neue Baukunst aber beyder schönen Geister nicht sehen werden[1], wenn sie auch noch lebten; so erkläre ich mich immer noch für die alte griechische Baukunst, und zwar aus der Ursache: weil sie in allen Stücken Merkmaale der unumgänglichen Nothwendigkeit ihres Daseyns zeiget, wenn andre Völker bloß nach Willkühr gebauet haben.

Ich finde für nöthig, dieses voraus und hinzu zu setzen, wie ich nämlich ohne weitläuftigen Beweis, unter der schönen Baukunst diejenige verstehe, die das Auge eben so reizet, als eine schöne Musik das Ohr ergötzet: die in uns beym ersten Anblicke ein Vergnügen erweckt, das sich beym öftern Anschauen eher vermehret als vermindert. Mit einem Worte: diejenige, die bey Kennern und Unwissenden Beyfall findet, nur mit dem Unterschiede, daß die ersten wissen, warum? die andern aber nicht. Diese Baukunst war es eben, nicht das Bauhandwerk zu schlechten Vorwerken, Bürger- und Bauerhäusern,

  1. Laugier und Lodolli sind beyde, erster in Paris, der andre in Venedig schon vor einiger Zeit gestorben.