Zum Inhalt springen

Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Akademieausstellung Dresden 1770 Architektur.djvu/4

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Sachsen noch fehlte, und die nunmehro in Aufnahme kömmt; ja, sie ist es, die ganz Deutschland bloß in Vergleichung mit Italien und Frankreich, geschweige denn mit dem alten Griechenlande noch fehlet. Aber haben wir es in der Gelehrsamkeit, Poesie, in der Musik, und vielleicht auch in der Malerey so weit gebracht, daß wir es den Italiänern und Franzosen gleich, wo nicht zuvor thun, warum sollten wir es denn nicht auch in der Wissenschaft der Baukunst so weit bringen können? Ich sage nicht im Bauen selbst, denn das verhindern zur Zeit noch gewisse Umstände, die gar nicht zur Kunst gehören. Unter andern ist dieses schon einer der vornehmsten, der in Italien und Frankreich seit etlichen hundert Jahren gehoben ist, daß heutiges Tages noch bey uns das Vorurtheil unter Hohen und Niedern, Gelehrten und Ungelehrten herrscht, die sich nicht viel mit den schönen Künsten beschäfftiget haben: die Mauerey und Baukunst sey einerley, und wer ein Baumeister werden wolle, müsse unumgänglich das Mauerhandwerk gelernet haben, sonst könne er nicht bauen. Diese Meynung aber wird gewiß mit der Zeit eben so fallen, als die Erhebung zum Dichter durch die Stufen der Bänkelsängerey, und sie wird eben so wenig mehr gelten, als wenn man heutiges Tages behaupten wollte, der Ingenieur müsse vorher ein Wallsetzer, und der Kapelliste ein Kunstpfeifer gewesen seyn. Ich lasse diese Leute alle in ihren Würden, und achte die geschicktesten darunter als nöthige und brauchbare Männer: allein, wer wird denn nunmehr, da wir