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Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Akademieausstellung Dresden 1770 Architektur.djvu/5

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eine Akademie haben, das Erhabene der Malerey bey der Malerinnung suchen? und also auch die schöne Baukunst, die seit Vitruvs Zeiten nicht nur über die Steinmetzerey, Mauer- und Zimmerey, sondern sogar über alle die Künste und Handwerke, die bey einem Prachtgebäude angewendet werden, geherrschet hat. In so einem weitläuftigen Verstande schätze ich die Baukunst allerdings sehr hoch, und bin überzeugt, daß sie weder durch die Zimmeraxt noch durch die Mauerkelle könne erlangt werden. Was für trefflichen Nutzen schafft also nicht eine Kunstakademie, wenn sie mit würdigen und aufrichtigen Lehrern besetzt ist, durch einen patriotischgesinnten Vorsteher beseelt wird, und unter einem kunstliebenden Durchlauchtigsten Beschützer steht? Sie verschafft uns dergleichen Baumeister, wie sie Vitruv verlangt, und wie sie in Italien und Frankreich zu finden sind: sie besiegt endlich alle Vorurtheile, bringt die Kunst empor, breitet sie zum Nutzen des Landes aus; und läßt nicht mehr Tonnen Goldes auf eine lächerliche Art verbauen; ja, sie macht sie allgemein, indem die guten Lehren sich auch in Gesellschaften fortpflanzen; sie bildet also auch Kenner und Liebhaber; denn so bald die Vorurtheile vertrieben sind, so fängt die gesunde Vernunft an, ihr Haupt empor zu heben, man sieht alsdann die jährlichen ausgestellten Kunstwerke, und das, was hier und da darnach gebauet worden ist, mit desto schärfern und richtigern Augen an; das Gefühl des Natürlichen, Ungezwungenen und Schönen findet sich gar bald ein, man lernet leicht das Wahre von dem Falschen unterscheiden, und