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Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Akademieausstellung Dresden 1770 Architektur.djvu/6

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schätzt die Kunst, und die, welche sie mit Beyfall ausüben, desto höher. Ich rede hier aus eigner Erfahrung und Empfindung, und hoffe, daß mit der Zeit der gute Geschmack der Baukunst im ganzen Lande sich eben so weit ausbreiten werde, als der gute Geschmack der Musik von Dresden aus durch ganz Sachsen ist ausgebreitet worden. Glücklich sind diejenigen, die von ihrer zarten Jugend an, nichts als das Gute sehen und hören. Ich will hier eben nicht der schönen Baukunst eine Lobrede halten, da diese Blätter weder hinreichend dazu sind, noch dieses mein Endzweck ist; noch weniger aber will ich mich im Eingange dieser Beurtheilung zu lange aufhalten, sondern vielmehr zur Ausstellung selbst kommen, und meine Gedanken bloß über diejenigen Risse eröffnen, die es nach meinem Urtheile verdienen, und nach der Würde beym Herrn Hofbaumeister und Professor Krubsacius anfangen.

Er hat dieses Jahr die Vorderwand einer Kirche sammt dem Thurme von seiner Erfindung und Hand ausgestellt. Unstreitig ist ein schöner Thurm eine der schwersten Aufgaben in der Baukunst. Die Kirchthürme sind eine Erfindung der Gothen, und vertreten mit weit mehrerm Nutzen und Zierde die Stelle der alten Prachtkegel, Heldensäulen und Piramiden. Die Gothen konnten gar leicht damit zurechte kommn, weil sie selbige nach Willkühr so lange auszackten und durchborten, bis sie sich allmählich zuspitzten. Dieses sehen wir noch hier zu Lande an dem wunderschönen, durchbrochenen und kühn erbaueten Thurme zu Meissen: Allein, wenn die griechischen Säulenordnungen nach der strengsten