ich, daß, ohne die Gesetze der Statik zu wissen, eine Dame von einem auf einer Kugel sitzenden Engel, dessen senkungswidrigen Stand ohne Wunderwerk unmöglich hielt. Zum Glücke ist es nur eine Nebenfigur an dem guten Modelle des Professors Coudray zu einer Vorstellung der in den Himmel aufgenommnen heiligen Jungfrau. Ein für Kenner der Muskelwissenschaft recht gelehrtes Modell hatte der Professor und Hofbildhauer Knöfler ausgestellt: den geschundenen Marsyas im vollem Ausdruck der Schmerzen, und den Apollo in dieser Verrichtung, die ich lieber dem in gewissen mythologischen Beschreibungen angeführten scythischen Knechte gönnte. Der Direktor und Professor Hütin hatte bey dieser Gelegenheit seinen Charon, der ihm vor zwanzig Jahren in Paris so viel Ehre gemacht hatte, mit ausgestellt. Je schöner dieses Modell ist, destomehr schien die Bildhauerey dem Künstler Vorwürfe zu machen, daß er sie der Malerey aufgeopfert habe. An der letzten Wand sah man, nebst Zeichnungen zu Vorbildern für die Jugend, auch einige radirte Blätter des nur genannten Künstlers.
So hat mich die Bildhauerey von der Malerey abgebracht, von welcher ich Ihnen zwey Gemälde von Belotto, genannt Canaletto, eines eine trümmervolle Gegend vor dem pirnaischen Thore, das andere, eine angenehme Gegend, von Gamich aus, vorstellend, und drey Bildnisse des Hrn. Graafs, eines den Hrn. Generalfeldzeugmeister und Starosten Grafen von Brühl, das andre den Hrn. General-Postmeister
Unbekannt: Ueber die Gemäldeausstellung in Dresden vom 5ten März itztlaufenden Jahres 1767. Dyckische Buchhandlun, Leipzig 1767, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Bibliothek_der_sch%C3%B6nen_Wissenschaften_Gem%C3%A4ldeausstellung_Dresden_1767.djvu/14&oldid=- (Version vom 15.10.2024)