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Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Gemäldeausstellung Dresden 1767.djvu/2

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Empfindung gewaffnet, fest entschlossen, mich erst sorgfältig nach den Werken jedes Künstlers zu erkundigen, bevor meine Empfindung mir eine Ordnung der Kunstwerke aufdränge. In dieser geflissentlichen Fassung des Urtheils, die man, wenn sie nicht geflissentlich geschieht, Vorurtheil zu nennen pflegt, näherte ich mich dem ersten Ausstellungszimmer, in Willens so fort in das Innerste einzudringen. Allein ich konnte nicht weiter. Die Menge der Zuschauer versperrte mir den Weg; und ich war genöthigt, mich bey einer Wand aufzuhalten, wo die Werke der jungen Baukünstler aufgestellet waren. Diese Verweilung gereuete mich nicht, meine Neugier wurde mit lauter wirklichen Erfindungen der Lehrlinge des Professors der Architektur, des Hofbaumeisters Krubsacius, befriedigt. Perspectivische Vorstellungen wechselten mit Landhäusern ab, und ich übersann eben die Anlage eines artigen Gartens, als das Gedränge der vielen Menschen mich auf einmal auf die andre Seite brachte, wo mir anatomische und andere Zeichnungen die Schule des Prof. Casanova so sicher, als die Thierstücken, den Unterricht unsers Roos, verriethen: Bey andern schien mir die Zeichnungsart die fortgepflanzten Lehren des Direktor und Professor Hütins zu entdecken, als ich meinen Weg neben einer modellirten Minerva nahm, und bey der Arbeit eines Lehrlings des Prof. Knöflers, einen der Nebenstehenden fragte: von welchem Meister? so vorzüglich schien mir der Versuch eines Jünglings! Zu gutem Glücke gab niemand Achtung, und bey den Uebungen der jungen Kupferstecher