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Seite:Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften Gemäldeausstellung Dresden 1767.djvu/5

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Unterlehrer Felber hatte sich an Gemälde in der Poelenburgischen Art gewaget. Auf einem Tische im Erker lag die der Akademie der Künste zugeeignete sorgfältige Uebersetzung des Blondelischen Werkes von Landhäusern, in zween Bänden, von Beckern und Franken. Ich eilte aber aus diesem Zimmer, weil ich noch drey Zimmer vor mir hatte, für Meissen, Leipzig und gesammte Akademie. In dem ersten erblickte ich einen Amor im Gewölke mit einem Pfeile in der Hand, ein Modell in gebrannten Thon des Hrn. Acier, eines aus Frankreich zur Meißner Porcellanfabrike berufenen Künstlers. Der schalkhafte Blick des Amors würde Ihnen, wie mir, gefallen haben. Ich ward aber aus meiner stillen Aufmerksamkeit, durch die lautere Aufmerksamkeit derjenigen gezogen, welche einen lachenden Knaben bewunderten, dessen Schwester sauer sieht, daß er ihr eine Taube nehmen will. Dieses Gemälde des Hrn. Lindner ist nach der Natur in Pastell, sowohl als noch zwey Gemälde mit Papogeyen und andern Vögeln. Ich bemerkte nur im Vorbeygehen etliche Kupferstiche, den Prospekt von Meissen und anderer umliegenden Gegenden, von Probsthayn nach der Natur gezeichnet, und von Wernern, einem Lehrlinge des Boetius, in Dresden gestochen. In wiefern die guten Absichten auf den topographischen Nutzen solcher Vorstellungen Aufmunterung verdienen, überlasse ich ihrer Beurtheilung. In der Kunst will man von allem[1] haben.

  1. Also sah man in den vorherbeschriebenen Zimmern auf Schaumünzenart, Brustbilder in Wachs besonders des Durchl. Administrators nach Casanova vom jungen Wermuth, einem angehenden Stempelschneider.