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Guadeloupe + 14 00
Martinique + 14 44
Granada + 12 06
St. Christoph. + 17 19
St. Domingo + 19 48.

Der Ueberschuss der Pendellänge in Paris über die in diesen Breiten beobachteten Längen des isochronischen Pendels ist ein wenig grösser, als die oben berechnete Tabelle der Pendellängen angiebt. Die Erde muss also am Aequator etwas stärker erhöht sein, als die frühere Rechnung es ergiebt, und ihre Materie muss in der Nähe des Mittelpunktes dichter sein, als nahe an ihrer Oberfläche; vorausgesetzt indessen, dass die Wärme der heissen Zone die Länge des Pendels nicht etwas vergrössert habe.

Picard hat beobachtet, dass eine Eisenstange, welche beim Frostwetter 1 Fuss lang war, nachdem man sie durch Feuer etwas erwärmt hatte, eine Länge von 1 Fuss und ¼ Linie annahm. Später machte De la Hire die Bemerkung, dass eine während des Winters 6 Fuss lange Eisenstange 6 Fuss und ⅔ Linien lang wurde, als sie im Sommer der Sonnenwärme ausgesetzt worden war. Im ersten Falle war die Wärme grösser als im zweiten, in diesem aber grösser, als die Wärme der äusseren Theile des menschlichen Körpers; denn die Metalle erlangen eine grosse Wärme, wenn man sie im Sommer der Einwirkung der Sonne aussetzt. Das Pendel einer Uhr wird aber niemals der Sonne ausgesetzt, und erlangt selbst nie die Wärme der äusseren Theile des menschlichen Körpers. Das Pendel, dessen Länge 3 Fuss betrug, konnte also im Sommer nie mehr als ¼ Linie länger werden, als im Winter; folglich kann man die Unterschiede, welche sich zwischen der Länge isochronischer Pendel in verschiedenen Gegenden zeigen, nicht dem Temperatur-Unterschiede der Klimate zuschreiben. Sie können eben so wenig den, in die Beobachtungen der französischen Astronomen eingeschlichenen, Fehlern zugeschrieben werden; denn obgleich sie nicht vollkommen unter sich übereinstimmen, so sind doch die Fehler so klein, dass man sie vernachlässigen kann. Diese Beobachtungen stimmen alle darin überein, dass sie die isochronischen Pendel in der Nähe des Aequators kürzer ergeben, als auf der pariser Sternwarte, und nach allen ist der Unterschied nie < 1¼ Linien und > 2⅔ Linien. In den Beobachtungen von Richer zu Cayenne betrug der Unterschied 1¼ Linien, in denen von Deshayes der corrigirte Unterschied 1½ oder 1¾ Linien und in den anderen weniger genauen Beobachtungen ungefähr 2 Linien. Diese Verschiedenheit der Angaben muss man zum Theil den begangenen Beobachtungsfehlern, zum Theil der Unähnlichkeit der inneren Theile unserer Erde und der verschiedenen Höhe der Gebirge, zum Theil endlich der verschiedenen Temperatur der Luft zuschreiben.

Eine 3 Fuss lange Eisenstange ist in England während des Winters um 1/6 Linie kürzer, als im Sommer, so weit ich es beurtheilen konnte.

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/416&oldid=- (Version vom 1.8.2018)