Seite:NewtonPrincipien.djvu/565

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

anderen Sternen nicht, ihr Licht zu zeigen, noch der Luft, durch den Schatten der Nacht dunkel zu werden. Sein Licht überstieg nämlich den Glanz der anderen Sterne und schickte zum Scheitel des Himmels Flammen empor, so lange er über dem Horizonte war u. s. w. (Hist. Byzant. Ducae Michelis Nepotis Cap. 16.). Aus der Länge des Schweifes und der Zeit des ersten Erscheinens schliesst man, dass sein Kopf damals nahe bei der Sonne gewesen und täglich von ihr zurückgewichen sei; der Komet blieb nämlich 3 Monate hindurch sichtbar. Im Jahre 1527, am 11, August um 4 Uhr Morgens, zeigte sich in ganz Europa ein Schrecken erregender Komet im Löwen, und blieb jeden Tag während 1¼ Stunde leuchtend sichtbar. In der Gegend der unter dem Horizont befindlichen Sonne ging er auf, und verbreitete sich ungeheuer weit gegen Süden und Westen. Gegen Norden war er am hellsten, und soll durch seine Wolke (d. h. seinen Schweif) Schrecken erregt haben; im Sinne des Wortes hatte derselbe nämlich die Form eines gekrümmten Armes mit einem ungeheuer grossen Schwerte.

Im Jahre 1618, in den letzten Tagen des Novembers, verbreitete sich die Nachricht, es zeige sich gegen Aufgang der Sonne ein brennender Balken, welcher natürlich ein Kometenschweif war, dessen Kopf durch die hellen Strahlen verborgen wurde. Am 24. November und später zeigte sich der Komet mit hellem Lichte und sehr glänzendem Kopf und Schweif. Der letztere, welcher anfänglich 20 oder 30 Grad lang war, wuchs bis zum 9. December, wo er 75 Grad überschritt; sein Licht war aber nun mehr verdünnt und ausgebreitet, als im Anfange.

Im Jahre 1680, am 5. März neuen Styls um 7 Uhr Abends, sah der Pater Valentinus Estancius in Brasilien einen dem Horizont sehr nahen Kometen an der Stelle, wo die Sonne zur Zeit des Wintersolstitiums untergeht. Derselbe hatte einen kleinen und kaum sichtbaren Kopf, hingegen einen übermässig glänzenden Schweif; so dass Leute, welche am Ufer standen, leicht die vom Meere reflectirte Form desselben sehen konnten. So gross währte sein Glanz aber nur 3 Tage hindurch, wo er plötzlich merklich abnahm. Der Anfangs von Westen gegen Süden gerichtete und dem Horizont parallele Schweif hatte das Ansehen eines glänzenden und 23 Grad langen Balkens. Nachher, als das Licht schwächer wurde, nahm die Grösse zu, bis der Komet aufhörte, sichtbar zu sein. Daher sah auch Cassini ihn, am 10., 11. und 12. März zu Bologna 32 Grad vom Horizont aufsteigend. In Portugal soll er aber ¼ des Himmels, d. h. 45 Grad eingenommen haben, indem er sich von Westen gegen Osten mit ausgezeichnetem Glanze ausdehnte, jedoch nie ganz sichtbar wurde, indem der Kopf stets unterhalb des Horizontes verborgen blieb. Aus der Zunahme des Schweifes geht hervor, dass der Kopf sich von der Sonne entfernte und ihr anfangs, wo der Schweif am glänzendsten war, ganz nahe stand. Zu allen diesen Kometen füge man

Empfohlene Zitierweise:
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 557. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/565&oldid=- (Version vom 1.8.2018)