Seite:Nikolaus Pfriem, ein fränkischer Weinhäcker und besonderer Künstler nebst der Beschreibung seiner Kunstwerke.pdf/2

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

daß er, alles elterlichen Zuredens ungeachtet, nicht beym Häckerstande blieb. Alle seine Gedanken gingen von seiner frühsten Jugend auf Schnitzwerk und Bildhauer-Arbeit. Wenn er, gezwungen von seinem Vater, mit an die Arbeit in den Weinberg gehen mußte, so verdarb er mehr, als er gut machte: denn fand er einen Erdschollen, der ihm tauglich schien, so knetete und formte er so lange daran, bis er eine scheinliche Figur herausbrachte. Während des Frühstücks und Vesperbrods schnitzte er oder verrichtete sonst einige dahin abzweckende Arbeiten. Daher kam es, daß er als Knabe schon in seinem 10ten Jahre einen h. Blutaltar verfertigte, welcher in der Corporis Christi Octav öffentlich ausgesetzt wurde, und die Bewunderung aller derer, die ihn sahen, erregte. Dem dringenden Bitten des Sohns konnte endlich der Vater nicht widerstehen, und da er zur Feldarbeit nicht wohl zu brauchen war, so brachte er ihn nach Wirzburg zum Hofbildhauer. Hier erlernte er seine Kunst nicht nur auf das Beste, sondern begab sich auch sogleich nach überstandener Lehrzeit in die Fremde, um sich immer mehr zu bilden. Er kam nach Berlin; er hielt sich in den vorzüglichsten Städten Schlesiens lange Zeit auf und nach langen