Seite:OAB Sulz.djvu/111

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Musterwirthschaft für die ganze Umgegend von Sulz war. Nach Müllers Tod kaufte die Stadt den sehr in Aufnahme gebrachten Hof und gab denselben in Pacht, bis sie ihn nach dem großen Brande (1794) stückweise an Bürger verkaufte und die Gebäude, welche 1/2 Stunde südlich der Stadt auf der Hochfläche lagen, abbrechen ließ.

Die Pferdezucht ist nicht ganz unbedeutend und die Pferdehaltung von einigem Belang. Im Ort besteht eine Beschälplatte, an welcher drei Hengste aufgestellt sind.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht; die Ferkel werden meist auswärts aufgekauft und für den eigenen Bedarf gemästet.

Die Schafzucht, welche sich mit deutschen und Bastardschafen beschäftigt, ist sehr bedeutend. Die Ortsbürger halten gegen 1500 St., von denen etwa 1000 Stück auf der Markung laufen. Das Weidegeld trägt der Gemeinde gegen 1200 fl. und die Pferchnutzung 1000 fl. jährlich ein. Die Wolle wird größtentheils auf dem örtlichen Wollmarkt verkauft und der Abstoß der Schafe geht vorzugsweise nach Baden, Frankreich und der Schweiz.

Ziegen werden von Unbemittelten, der Milch wegen, ziemlich viele gehalten; auch die Bienenzucht ist von einiger Erheblichkeit.

Die Stadt hat das Recht, alljährlich 5 Roß-, Vieh- und Krämermärkte und seit 1828 3 Schafmärkte abzuhalten; der Vieh- und Krämermarkt am ersten Donnerstag des Monats Juni hatte schon lange vor 1692 den Namen Wollmarkt und war bis in die neuere Zeit der einzige in Württemberg. Überdieß bestehen zwei Wochenmärkte (Mittwoch und Samstag), welche zwar als Victualienmärkte von keiner Bedeutung sind, aber zugleich von den Bauern der Gäuorte als Fruchtmärkte benützt werden, auf denen die Kornhändler oder sog. Schäufler von Alpirsbach, Röthenberg und Weiden Früchte aufkaufen und sie alsdann entweder in Hornberg, Alpirsbach und Wolfach wieder absetzen oder in die Schweiz führen. Der jährliche Umsatz beträgt etwa 12–1300 Scheffel. Der Verkehr von Reisenden hat sich in neuerer Zeit vermehrt. Was die Verkehrsanstalten betrifft, so besteht im Ort eine Postexpedition mit Stall; täglich kommt ein Eilwagen von Stuttgart und einer geht Abends wieder dahin zurück, überdieß trifft täglich eine Cariol von Alpirsbach über Dornhan ein und geht wieder die gleiche Route zurück. Jeden Mittwoch fährt ein Frachtfahrer nach Stuttgart und kehrt Sonntag Abends wieder zurück; der gleiche Bote fährt auch wöchentlich einmal nach Schiltach. Ein Nagolder Frachtfahrer kommt jeden Dienstag Abend

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/111&oldid=- (Version vom 1.8.2018)