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dem noch jetzt stehenden Thor aus die Ringmauer gegen das Murrthal hinlief, ein großer, 38′ langer, 34′ breiter viereckiger Thurm sich erhob; seine Mauern waren 6′ stark und seine drei untern Geschosse von Stein, das vierte von Holz. Gegen Westen, beim alten langen Kasten stand das Pfarrhaus. Vor der Südseite des Schlosses steht eine schattige Allee von Nußbäumen und an seiner Ostseite erhielt sich noch der breite gemauerte Graben, aus dem die ehemalige Stiftsküche, jetzt das Oberamtsgerichtsgefängniß und Wohnung des Oberamtsgerichtsdieners, herausragt. Über diesen Graben, welcher quer den schmalen Bergrücken durchschneidet, führt an seinem Südende eine zweibogige steinerne Brücke, und von da gelangt man durch den langen gewölbten Thorweg unter dem Kameralamte hindurch in den geräumigen Hof, der mit verschiedenen Gebäuden, hübschen Gärten und zwei prachtvollen Lindenbäumen besetzt ist. Vor der Brücke war einst das den Stiftshof abschließende äußere Thor.

4. Das Kameralamt, ein altes hohes dreistockiges, gegen die Straße heraus vierstockiges Gebäude; es war von jeher die herrschaftliche Kellerei, hat die höchste und schönste Lage der Stadt und wird fast rings von Gärten umgeben. Im Hofe steht ein besonderes Haus, worin der Kameralamtsdiener wohnt, ferner das Oberamtsgefängniß mit der Wohnung des Oberamtsdieners (dieß gehört der Amtskorporation). Dann in der Nähe der Kirche der sog. lange Bau, ein altes langes dreistockiges Gebäude, wohl einst die Wohnung der Chorherrn, jetzt ein Fruchtkasten.

5. Das hübsche Dekanathaus mit schönem Garten, gerade südlich von der Kirche, und nicht weit davon

6) Das ansehnliche dreistockige Helferathaus.

Der Amtskorporation gehört der Bezirksspital, ein schönes dreistockiges Gebäude, das frei und hoch im Jahr 1869 südlich der Stadt in der Nähe des Viehmarktplatzes erbaut wurde; in ihm werden Kranke von dem ganzen Bezirk aufgenommen, namentlich auch weibliche und männliche Dienstboten, die in eine besondere, ebenfalls 1869 errichtete Dienstbotenkasse einlegen (s. auch oben).

Von schönen Privatgebäuden sind die beiden Winter’schen Häuser hervorzuheben.

Noch haben wir die Badeanstalt, welche der resignirte Apotheker Fr. Esenwein im Jahr 1869 errichtete, zu erwähnen; sie hat eine freundliche sommerliche Lage nördlich der Stadt am Fuß des steilen, felsigen Thalabhanges gegen die ganz nahe vorbeifließende Murr. Das in angenehmem Stil erbaute Badgebäude enthält neben einigen Wohngelassen sechs gut und zweckmäßig eingerichtete Badkabinette und eine Doucheeinrichtung; an das Gebäude schließen sich sinnig angelegte Gartenanlagen und überdieß ist die anstoßende, mit üppigen Waldbäumen und Sträuchern bewachsene Steilhalde mit guten gangbaren

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/133&oldid=- (Version vom 1.8.2018)