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Chor mit Strebepfeilern und Spitzbogenfenstern, denen aber jetzt die Füllungen fehlen. Das Schiff stammt aus dem Jahr 1754, auf seinem Westgiebel sitzt ein Dachreiter. Im flachgedeckten Inneren findet sich an der im Chor stehenden Orgelempore ein sehr altes rohgearbeitetes Krucifix. Von den zwei, etwas verzierten Glocken hat die größere die Umschrift: Gegossen von L. Neubert in Ludwigsburg. Anno 1857; die andere:

Zur. Ehre. Gottes. leite. ich.
M. Hans. Miller. in. Esslingen. gos. mich. 1613.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege. Der Friedhof liegt außerhalb des Ortes.

Das schöne, gutgelegene, 1864 neuerbaute Pfarrhaus ist vom Staat zu unterhalten. Das 1779 erbaute Schul- und Rathhaus enthält neben den Gelassen für den Gemeinderath ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; gewöhnlich unterrichten 2 Lehrer. Eine Kelter mit zwei Bäumen ist vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern reichlich ein 400′ weit in hölzernen Deucheln geleiteter laufender Brunnen, 16 Pump- und 7 Schöpfbrunnen; auch die Markung hat Überfluß an guten Quellen, der durch drei sich im Orte vereinigende Bäche gebildete Allmersbach durchfließt sie von Süden nach Norden. Im Ort besteht ein Feuersee.

Die Vicinalstraße von Backnang nach Rudersberg geht hier durch, die an derselben befindliche Brücke ist von der Gemeinde zu unterhalten.

Die im allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig vier über 80 Jahre zählen, finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht, Obst- und Weinbau, weniger im Gewerbe; unter den Handwerkern sind die Maurer und Zimmerleute am zahlreichsten und arbeiten auch nach außen. Eine Ölmühle, 2 Schildwirthschaften und 2 Kramläden bestehen. Von den am Fuße des Staatswaldes liegenden, schönen und guten Keuperwerksteinbrüchen werden viele Steine nach außen verführt. Lehm-, Sand- und Mergelgruben sind vorhanden.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren; der begütertste Bürger besitzt 50 Morgen Feld und 9–10 Mrg. Wald, der Mittelmann 12 und die ärmere Klasse 2 Morgen Feld. Es gibt einzelne reiche Bauern, dagegen ziemlich viele wenig bemittelte. Gemeindeunterstützung erhalten 10 arme Kinder.

Die mittelgroße Markung bildet, soweit sie für den Feldbau benützt wird, ein von leicht eingefurchten Thälchen durchzogenes Flachland und hat einen ziemlich fruchtbaren Boden, der zu 2/3 aus einem leichten Lehm und zu 1/3 aus den stark gebundenen thonigen Zersetzungen des Keupermergels besteht. Das Klima ist wegen der nahen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/156&oldid=- (Version vom 1.8.2018)