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Der mittelfruchtbare Boden besteht, so weit er für den Ackerbau benützt wird, größtentheils aus den Zersetzungen des Stubensandsteins, während man den Weinbau hauptsächlich auf den Keupermergeln treibt. Im Stubensandstein sind 4 Brüche angelegt.

Das Klima ist ziemlich mild und schädliche Frühlingsfröste kommen selten vor, dagegen wird die Gegend von starken Winden und Hagelschlag häufig heimgesucht.

Von den Getreidefrüchten werden vorherrschend Einkorn, Weizen, Roggen und Haber gebaut, weniger Dinkel und selten Gerste. Einkorn geräth besonders gut; überdieß pflegt man Kartoffeln und Futterkräuter, namentlich viel Luzerne.

Die Einwohner sind genöthigt, 12/3 ihrer Lebensbedürfnisse von außen zu beziehen.

Der Wiesenbau ist nicht besonders ausgedehnt, liefert aber ein gutes Futter. Die Wiesen sind zweimähdig und werden nicht bewässert.

Der Weinbau dagegen ist bedeutend; auf einen Morgen kommen 1600 Stöcke, die unbezogen bleiben; man pflanzt hauptsächlich Silvaner und Drollinger. Die sogenannte mittlere Lage ist die beste und der höchste Ertrag eines Morgens beträgt 10 Eimer. Der Wein, der zu den besten des Bezirks gehört, wird bei sorgfältiger und rationeller Behandlung von ausgezeichneter Güte; die von Apotheker Fr. Esenwein in Backnang eingesandten Proben wurden auf der Weltausstellung in Paris 1867 prämiirt. Der ganze jährliche Weinertrag wird nach außen, besonders in die Gegenden von Gmünd, Welzheim, Winnenden, Backnang und Rottenburg abgesetzt. Die Preise eines Eimers bewegten sich in den letzten 12 Jahre von 18–90 fl., etwa durchschnittlich um 5 fl. höher als in Lippoldsweiler.

Der Obstbau ist sehr beträchtlich und im Zunehmen begriffen; sowohl Kern- als Steinobst geräth sehr gut; man pflegt hauptsächlich Luiken, Goldreinetten, Goldparmäne, Fleiner, Bratbirnen, Palmischbirnen, Knausbirnen, Grunbirnen, Zwetschgen und Nüsse. In günstigen Jahren kommen etwa 2000 Simri nach außen zum Verkauf.

Sehr gute, aber nicht ausgedehnte Stoppelweiden bestehen und werden von Schafen befahren; die Pachtsumme trägt jährlich der Gemeindekasse 86 fl., die Pferchnutzung 20–25 fl. ein.

Die Viehzucht (Allgäuer Race) ist im Vergleich mit andern Orten mittelmäßig; gegen eine Entschädigung von 5 fl. wird der in Hohnweiler stehende Zuchtstier benützt. Der Mangel an Wiesen steht einer vollkommeneren Viehzucht im Wege.

Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer den Winter über 140 Bastardschafe laufen.

Mehrere Stiftungen sind vorhanden: eine Kirchenstiftung aus früherer Zeit von unbekanntem Stifter, ferner in jüngster Zeit Stiftungen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)