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einem ständigen Pfarrverweser versehen, wurde die Pfarrstelle im Spätjahr 1861 zu einer definitiven erhoben.

Die Erlacher Glasfabrik, die Grundlage der Parzelle: Erlacher Glashütte, ist i. J. 1737 erbaut worden und war eine Reihe von Jahrzehnten im Besitz der Familie Wenzel, bis sie in neuerer Zeit auf Kaufmann Rominger von Stuttgart überging; sie ernährte 100 Arbeiter und hat viele Fremde, darunter die auf der Hütte und in Liemersbach wohnenden Katholiken hereingezogen. Im März 1865 wurde sie von Rominger nach Zuffenhausen verlegt, was den Abgang von 6 Familien mit 26 Personen in der Glashütte und von 11 Familien mit 49 Personen in Liemersbach zur Folge hatte.

Liemersbach, in früherer Zeit auch Lämmersbach geschrieben und bisweilen unter dem Namen Ludwigshof vorkommend, wurde erst im Jahr 1726 gegründet, damals siedelten sich 3 Familien an, die, wie auch ihre Nachkommen und solche, die sich später hier niederließen, bis zum Jahr 1817 Leibeigene der Grafen v. Löwenstein waren. Die Ansiedlung wurde dadurch ermöglicht, daß die Grafen v. Löwenstein den Bewohnern allmählig Wald zur Ausrodung anwiesen, und zwar in den Jahren 1753, 1768, 1773 und 1797; nach diesen Jahrgängen werden auch die Felder benannt. Das fürstliche Haus Löwenstein-Wertheim-Freudenberg besitzt heutzutage noch über 200 Morgen Waldes auf Liemersbacher Markung, welche zum Fideicommiß dieses Hauses gehören.

Unter den von Württemberg mit der Feste Reichenberg i. J. 1439 an die Gebrüder Nothaft verpfändeten und i. J. 1455 an Erenfried von Schöchingen als Lehen hinausgegebenen Besitzungen wird auch Fischbach aufgeführt; es war dies nach dem Lagerbuch von 1528 ein einiger Hof, welcher mit aller Ober- und Herrlichkeit Württemberg zustund und in das Reichenberger Amt gehörte. Um 1568 wurde hier (in Mittel-Fischbach) auf herrschaftlichem Boden eine Glashütte angelegt, welche längere Zeit im Erblehensbesitze der Familie Greiner war und mit welcher am Ende des 16. Jahrhunderts auch eine Mahl- und Stampfmühle verbunden wurde, allein sie war nach Andreäs Landbuch von 1736/44 bereits vor vielen Jahren eingegangen.

Das Kloster Murrhardt hatte zu Erlach den großen Fruchtzehenten, trat ihn jedoch in einem Vergleiche vom 1. Sept. 1595 an die Grafen von Löwenstein ab; dasselbe und die Vogtei Backnang hatten ihn auch zu Fischbach. Den kleinen und den lebendigen Zehenten zu Erlach und zu Fischbach, sowie gewisse Gülten für den Heuzehenten in ersterem genoß die Pfarrei Sulzbach wegen obigen Klosters (Lagerb. von 1698/1710). Zu Liemersbach war der große Zehente löwensteinisch, den kleinen Zehenten aus dem alten Feld bezog

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/202&oldid=- (Version vom 1.8.2018)