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so die des Prälaten Georg Conrad Brotbeck, † 30. Juni 1714, des Wilhelm Conrad Haßelmaier, † 19. Dec. 1731, des Georg Remmelin, † 8. Nov. 1738, des Georg Reinhold Fronmüller, † 1751, des Petrus Scharffenstein von Mömpelgard, † im Nov. 1765. Dann hängt an der Wand des südlichen Seitenschiffes das Epitaphium des Joh. Christ. Breg, Prälaten allhier † 6. Nov. 1752. Das Grabmal des berühmten, 1782 gestorbenen, Prälaten Oettinger ist gegenüber der südlich am Triumphbogen des Westchores angebrachten Kanzel errichtet und wurde von dem Murrhardter Bildhauer C. L. Söhnle gefertigt. An der südwestlichen Ecke des nördlichen Thurmes ist eine große gothische Konsole eingemauert, geschmückt mit dem ausdrucksvollen Brustbilde eines reichgelockten Heiligen, der ein Spruchband hält. Beim Abreißen des östlichen Klosterflügels (s. u.) fand man alte Grabplatten, eine sehr lange und schmale, worauf ein Abtsstab eingeritzt, dann eine geziert mit Kreuz und Kelch und dem Wappenschilde des Begrabenen, worauf zwei gekreuzte Hämmer, und mit der Umschrift in gothischen Minuskeln: Anno domini 1474 obiit frater nicolaus batzner huius monasterii monachus … sancti burchardi. cuius anima requiescat in pace.

Die südlich an den Westarm der Kirche angebaute Sakristei enthält neben dem schon genannten Altarschreine ein hübsches kleines Krucifix vor einigen Jahren in Holz geschnitten von Spengler aus Murrhardt, und einen sehr alten schlanken Taufstein von rauher Bearbeitung und becherartiger Form. Über der Sakristei befindet sich ein gewölbtes Gemach, das frühere Laboratorium des Prälaten Oettinger. Auf dem Südthurm hängen drei Glocken, die größte wurde gegossen von Heinrich Kurtz in Stuttgart 1870 und trägt die Inschrift: Der Herr verleih’ uns Frieden immerdar. Die zweitgrößte hat in trefflichen gothischen Minuskeln die Umschrift: anno domini mccccxxxxv magister conradus gucihamer me fusit. ave maria grac. Die dritte Glocke wurde auch von H. Kurtz 1870 gegossen und trägt die Inschrift: Erhalt’ uns Herr bei deinem Wort. Entfernt und leider eingeschmolzen wurde die kleine uralte Glocke mit einer Inschrift in theilweise noch griechischen Majuskeln:

o rex chryste tuum signum procul omne malignum.

Die Unterhaltung der Kirche hatte bis 1867 der Staat, in Folge der Ablösung der Komplexlasten ist jedoch dieselbe in das Eigenthum der Gemeinde übergegangen und vom Staate zugleich für die Unterhaltungslast und den Fall einer Erweiterung der Kirche ein Kapital von 40.000 fl. bezahlt worden. Ebenso sind die seither dem Staate obliegenden Ausgaben für Kultuskosten abgelöst worden.

Die Walderichskapelle, eines der schönsten Kunstwerke spätromanischen Stiles, ist an die Nordseite des nördlichen Thurms angebaut und bildet in den Hauptformen einen in vier schlanke Giebel

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/220&oldid=- (Version vom 1.8.2018)