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neuerer Zeit gebaut oder wiederhergestellt. An den hiesigen Volksschulen unterrichten dermalen vier ständige Lehrer, und an der lateinischen Schule ein Präzeptor und ein Kollaborator. An den Filialschulen unterrichtet je ein ständiger Lehrer, mit Ausnahme von Vorderwestermurr, wo noch ein Lehrgehilfe beigegeben ist.

Der Zeichnungsunterricht wird in der Stadt von zwei Lehrern ertheilt.

Das sehr stattliche dreistockige Rathhaus, an der südlichen Schmalseite des Marktplatzes stehend, wurde in den Jahren 1780/87 erbaut. Es enthält im untern Stockwerk die Wag- und Fruchthalle und eine Wachstube, im zweiten die Kanzlei und die Gelasse für den Gemeinderath und den Amtsnotar, im dritten die Wohnung des Stadtschultheißen. Auf dem Giebel sitzt ein Thürmchen mit einer Uhr und zwei Glocken. An der Rückseite des Rathhauses sieht man das Württembergische und das Murrhardter Wappen samt der Jahreszahl 1558, die sich wohl auf die Erbauung des früheren Rathhauses bezieht.

Der vierröhrige Marktbrunnen trägt auf der steinernen Brunnensäule das Standbild eines württembergischen Herzogs, nach der Tracht zu schließen aus dem 16. Jahrhundert stammend. Die Brunnensäule selbst wurde laut Inschrift 1790 gefertigt von G. Söhnle (einem Bruder des oben genannten Murrhardter Bildhauers).

Die Stadt ist mit gutem Trinkwasser hinlänglich versehen, doch wäre noch für sehr trockene Jahrgänge und zu größerer Bequemlichkeit der Bewohner die weitere Benutzung einer der vorhandenen Quellen zu wünschen. Nur in einigen der hochgelegenen Parzellen, wie in Hinter-Büchelberg und in Steinberg, reicht das Trinkwasser in heißen Sommern nicht aus.

In der Stadt und den zur Stadt selbst gehörenden Parzellen sind 10, meist ein- bis zweiröhrige laufende, 19 Pump- und 2 Schöpfbrunnen. In den Amtsparzellen zusammen 39 meist einröhrige laufende und 99 Pump- und Schöpfbrunnen. Die bedeutendste Wasserleitung, welche die 4 laufenden, zusammen aus 8 Röhren springenden Brunnen der Stadt speist, ist zum größten Theil in hölzernen, zum kleinsten in bleiernen Deucheln geführt. Ferner ist die Markung der Stadt reich an guten Quellen und ebenso sind es die übrigen Markungen an den Abhängen der Thaleinschnitte. Die bedeutendste Quelle ist die bei Vorderwestermurr, wo aus sieben Felsenritzen die Murr entspringt und schon in geringer Entfernung vom Ursprung eine Mühle treibt, dann die Quellen des Kehbaches, Siegelsbaches, Seebaches, Harbaches und des Fehlbächles, die sämtlich in ihrem Laufe zur Murr Mühlwerke treiben, sowie noch andere sehr reiche Brunnquellen. Nördlich bei der Stadt entspringt eine schwefelhaltige

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/228&oldid=- (Version vom 1.8.2018)