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Quelle, die in früherer Zeit als Bad benützt wurde. Mehrere hiesige Häuser besaßen in alter Zeit Badgerechtigkeit. Ein Hungerbrunnen findet sich im städtischen Waldtheile Rießberg. – Von Bächen fließen über die Markung die Murr, der Fornsbach, Neustettenbach, Hörschbach, Trauzenbach und andere schon oben genannte; die meisten treten, jedoch ohne viel zu schaden, aus, auch wurde die Gefährlichkeit der Murr und des Hörschbaches auf städtischer Markung durch Korrektion der Bette vermindert. Die Stadt Murrhardt hat das Recht, von Martini bis Georgii auf der Murr und ihren Seitenbächen alljährlich bis zu 3000 Klaftern Scheiterholz zu flößen und die Angrenzer, Werkbesitzer und Gemeinden, sind verflichtet, diese Last ohne Entschädigung zu dulden. Bis vor 32 Jahren waren bei der Stadt 3 Seen, darunter der Klostersee hinter der Prälatur, vorhanden, von denen jetzt nur noch der 21/2 Morgen große Walderichs-See südwestlich von der Stadt besteht; letzterer kann im Falle eines Brandes abgelassen und durch die Straßen der Stadt geleitet werden. In sämtlichen Parzellen befinden sich kleinere künstlich angelegte Weiher und Feuerseen.

Dann lag im städtischen Waldtheil Kohlhau bei Hinterbüchelberg ein 10–12 Morgen großer See, dessen Grund jetzt mit Wald bestockt ist; außerdem führen die städtischen Waldtheile am Fuchsenberg und eine Wiesenfläche in den Steinäckern den Namen „Römersee“.

Die Staatsstraße von Backnang nach Gaildorf geht durch Stadt und Markung, Vicinalstraßen führen von ihr ab nach Mettelberg und Welzheim, sowie nach Kirchenkirnberg. Neben vielen hölzernen Stegen über die verschiedenen Seitenbäche gehen über die Murr 9 steinerne und 5 hölzerne Brücken, ferner über den Trauzenbach und den Hörschbach je eine steinerne Brücke. Von den steinernen gehören dem Staate 1, der Gesamtgemeinde 2, der Parzelle Hausen 1, der Parzelle Klingen 2, der Parzelle Sauerhöfle 1, die übrigen, sowie die meisten hölzernen Brücken, der Stadt.

Die Einwohner der Gemeinde, namentlich in den Bergorten, sind im allgemeinen ein kräftiger Menschenschlag; nur in der Parzelle Siegelsberg ist eine Neigung zum Kretinismus einheimisch. Auch die weibliche Jugend in der Stadt und in den Parzellen ist meistens kräftig und blühend und hübsche Mädchen sind nicht selten. Die beschwerliche Bearbeitung des wenig dankbaren Bodens, in Verbindung mit den harten Arbeiten der bäuerlichen Waldwirthschaft und den Strapazen, welche in dem bergigen, mit schlechten Wegen versehenen Terrain die Parzellenbewohner zu überwinden haben, gewöhnt diese an Ausdauer, Anstrengung, Fleiß und Sparsamkeit. Der westliche Theil des Gemeindebezirks, der an das ehemalige Franken grenzt, unterscheidet sich auch jetzt noch vom südlichen durch die Mundart

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/229&oldid=- (Version vom 1.8.2018)