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freundlichem ummauertem Garten; seine Unterhaltung hat der Staat. Das ansehnliche 1817 neuerbaute Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; außer ihm unterrichtet noch ein Lehrgehilfe. Das Rathhaus ist ein guterhaltenes Gebäude mit einem Glockenthürmchen auf dem First; über seinem Eingang steht 1612. In der Mitte des Orts liegt angenehm die gut gebaute, dem Staat gehörige Wohnung des Revierförsters. Eine Kelter mit einem Baume besteht.

Gutes Trinkwasser liefern stets reichlich im Ort 4 laufende und 9 Pumpbrunnen, in den Parzellen ein laufender, ein Zieh- und vier Pumpbrunnen. Das Wasser wird größtentheils in hölzernen, theilweise auch in eisernen und thönernen Deucheln hergeleitet. Die Markung ist sehr reich an kleineren, gutes Wasser führenden Quellen; von Bächen fließen darüber die Weissach, der Brüdenbach, der Dresselbach und der Hoblersbach. Im Frühjahr treten sie zuweilen aus, richten aber nur selten bedeutenden Schaden an, wie in den Jahren 1819, 1824 und 1827; im Jahre 1819 erreichte der Wasserstand eine Höhe von 7′ über der Erdfläche des Rathhauses, wo der damalige Stand bezeichnet ist.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Backnang, Heiningen, Cottenweiler, Ober-Weissach und Unterbrüden. Im Ort befinden sich drei steinerne Brücken, zwei steinerne und ein hölzerner Steg, auf der Markung drei steinerne Brücken und ein hölzerner Steg; sie sind sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten.

Die im allgemeinen wohlgeordneten Einwohner sind meist gesund und kräftig, und ansteckende Krankheiten, wie Schleimfieber, Nervenfieber u. s. w., kamen noch nie vor; über 80 Jahre zählen gegenwärtig 3 Personen.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht, Obstbau und etwas Weinbau. Von den Handwerkern arbeiten nur die Schreiner nach außen und namentlich auf die Stuttgarter Möbelmesse.

Dann bestehen eine Ziegelei, eine Säg-, Öl- und Gipsmühle mit Hanfreibe, ferner zwei Mahlmühlen mit je vier Mahlgängen und einem Gerbgang, die Seemühle und die Benzenmühle, dann 6 Schildwirthschaften und drei Kaufläden.

Ein Frachtfuhrmann ist im Ort und bringt von Backnang hieher und in die Umgegend den Kaufleuten ihre Waren.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren: der reichste Bürger besitzt 70, der Mittelmann 15, die ärmere Klasse 1 Morgen Grundeigenthum. Einige Ortsbürger haben Weinberge am Ebersberg sich angekauft. Ferner ist das 70 Morgen große sog. Seegut auf Cottenweiler Markung von der Gemeinde vom Staate gepachtet und größtentheils an Ortsangehörige wieder verpachtet. Gemeindeunterstützung erhalten 10–12 Personen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1871, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABacknang.djvu/329&oldid=- (Version vom 1.8.2018)