Seite:OberamtEllwangen 522.jpg

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und Zeichner, welcher für Kirchen und herrschaftliche Häuser vieles arbeitete. Andreas Bechdolf, Miniatur- und Porzellanmaler, welcher feinste Porträts auf Tabaksdosen, Uhren und Ringe lieferte. – Als Bildhauer: Anton Paulus, Verfertiger des großen Gipsmarmoraltars der Kirche auf dem Schönenberg, der Altäre in der Jesuitenkirche. Melchior Paulus, Schöpfer der Marienstatue zwischen der Kirche und dem Seminar auf dem Schönenberg (um 50 fl.). Die Thätigkeit des Melchior Paulus läßt sich von 1693 bis mindestens 1733 verfolgen, besonders arbeitet er 1693/94 am Hochaltar der Schönenberg-Kirche. [ER 1] Johann Bühr, guter Künstler in Stuck, namentlich in Laub- und Muschelwerk. Joh. Ludwig (um 1786), Bildhauer in Stein und Holz; von ihm rühren her die Bildhauerarbeit an sämmtlichen Altären der Stadtpfarrkirche in Ellwangen, die Rahmen zu den Altarblättern daselbst, weiterhin auch der marmorne Taufstein in der Klosterkirche von Neresheim. Andreas Brühl, Prühl, (aus Dankoltsweiler), in Wien, Salzburg, Brünn gebildet, † 1813. – Als Baumeister der öfters genannte fürstl. Landbaumeister, auch Kartograph Arnold Friedrich Prahl. – Als bedeutende Gold- und Silberschmiede: Ignaz Emer, 1738–1768 als thätig bekannt, und sein Sohn Franz Xaver Emer (geb. 1750, † 1823, Stadtlieutenant); von ihnen wurden die silberne Statue der Mutter Gottes in der Ellwanger Pfarrkirche (um 2000 fl.), viele Kelche etc. in Ellwangen, auf dem Schönenberg und anderwärts gefertigt (Stempel: die Ellwanger Propsteiinful; Marke: I E, bezw. X E). – Als Büchsenmacher: Franz Ruef, welcher im J. 1697 ein jetzt im bayrischen Nationalmuseum aufbewahrtes Prachtgewehr mit Elfenbeinschnitzereien (Scenen aus Ovids Metamorphosen) nach Zeichnungen von Wilhelm Baur und mit noch tüchtigeren Holzschnitzereien von M. Paulus fertigte, während im 18. Jahrhundert die Gewehre Reingrubers einen guten Ruf hatten. – Als Glasschleifer: Johann Hartwick der Ältere, † 1764, welcher die heutzutage wieder so gesuchten und theuer bezahlten Spiegel mit geschnittenen Rahmen bis nach Franken, Tyrol und in die Schweiz lieferte, sowie Georg Hartwick der Jüngere (um 1786). – Als Dosenmacher: Joseph Adler, † um 1779, Arbeiter in Edelmetall, Tomback, Porzellan. – Als Großuhrenmacher: Joseph Joser, sodann als bedeutendere Fabrikanten von Groß- auch Kleinuhren die Doser, Melchior und sein Sohn Anton, aus Eggenroth, welche ihre Fabrikate bis Augsburg und weit ins Frankenland hinein absetzten. (Die Kirchenuhr auf dem Schönenberg lieferte A. D. um 1175 fl.) Diesen können noch angefügt werden: als Kunstschlosser Veit Hirschmann, welcher im J. 1742 das Gitter in der Gnadenkapelle der Schönenbergkirche um 251 fl. fertigte, der sog. Haller Schlosser, von welchem die schönen Gitter im Chor der Stiftskirche herrühren, sowie Wendelin Dambacher, Vergolder (Altäre in der Pfarrkirche); Johann Vogelmann, Gold- und Silberschmied; Aloys Seitz und Johann Haßlach, Kleinuhrmacher; Josef Gruber, Steinhauer und Stuckator. 1

Im Jahr 1539 hatte Ellwangen in Verbindung mit lokalen Kirchenfesten 4 Märkte: an Antoni, d. h. zugleich dem Feste der Stiftsheiligen Drillinge Speusippus, Eleusippus, Meleusippus, Roßbändiger aus Cappadocien (Januar 17.), den Kaltenmarkt (mit Umritt), zwischen Ostern und Pfingsten, 23. Mai (Sulpiz und Servilian), den Grasmarkt, an Viti (15. Juni), am 5. Tag nach Michaelis (Kirchweihmarkt). Dieselben haben sich bis in die neuere Zeit sehr vermehrt, so daß jetzt allein ein Dutzend, darunter 8 große, Pferde- und Viehmärkte stattfinden.

Errata

  1. S. 522 Z. 7 v. o. setze bei: Die Thätigkeit des Melchior Paulus läßt sich von 1693 bis mindestens 1733 verfolgen, besonders arbeitet er 1693/94 am Hochaltar der Schönenberg-Kirche. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 522. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_522.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)