Seite:Oberamt Welzheim 228.jpg

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Eines dieser Lehen hatte 1540 „Raphael Metlinger, Arzt zu Pliderhusen,“ im Besitze. Den sogenannten Kümmichhof, mit dem Zehentrechte darauf, besaß von alten Zeiten her das Kloster Lorch, das 1333 von Walter von Urbach vier Mannsmad Wiesen um 46 Pfund Heller und in demselben Jahre von Friedrich von Altingen und seiner Hausfrau Betha von Nellingen 41 Schillinge und 4 Hühner jährlicher Gült um 20 Pfd. Heller kaufte. Zwei Lehen besaß die geistliche Verwaltung Schorndorf. S. auch. Aichenbachhof. Sodann war auch ein sog. adeliges Haus im Orte, das mit den dazu gehörigen Gütern und 4 Lehen in Waldhausen 1604 die von Leiningen besaßen. Es kam 1652 an von Heidenegg, 1655 an von Bernhardin, 1719 an von Liebenstein und 1736 an vom Holz. In diesem Jahre kaufte aber die Gemeinde die meisten dieser Güter; das Schlößchen wurde jedoch erst in neueren Zeiten abgebrochen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß hier der Gosolt de Bliderhusen saß, dessen der Hirschauer Codex (Bl. 69a) beim zwölften Jahrhundert gedenkt. – Im Jahr 1519 machte Jörg Staufer von Blosenstaufen mit Truppen des schwäbischen Bundes von Göppingen aus einen Ausfall und brannte hier die Kirche nebst 80 Wohnhäusern ab, erstach 14 Einwohner und legte dann auch Waldhausen bis auf 2 Gebäude in Asche. Auf dem bei Lorch erwähnten Rückzuge des schmalkaldischen Bundesheeres übernachtete Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen[ws 1] 27/28 Nov. 1546 in Plüderhausen. Von hier aus erwiederte er dem Obervogt von Schorndorf auf dessen Beschwerde über die schlechte Aufführung der Truppen: er soll die Unterthanen warnen, damit sie da, wo er hinkomme, das Ihrige hinwegräumen und in Gewahrsam bringen. Am 15. und 16. Decbr. 1552 brachen von hier die Truppen auf, welche Herzog Christoph unter Wilhelm von Massenbach daselbst gesammelt, um gegen den Deutschmeister zu ziehen, der sich der Abtei Ellwangen bemächtigt hatte. Wie die umliegenden Höfe, so litt auch Plüderhausen im dreißigjährigen Kriege. Dasselbe wurde ferner 1707 durch die Franzosen unter Villars geplündert. Endlich ist hier noch zu bemerken, daß das Amt Plüderhausen 1807 an das Oberamt Welzheim überging (oben S. 105) und 1818 aufgehoben wurde.

Die Pfarrei ist von hohem Alter und war hohenstaufensch. Die Gemahlin des Markgrafen Conrad von Meissen[ws 2], Lucie oder Luitgarde von Hohenstaufen, Schwester K. Conrads III.[ws 3], verwandelte das ihr zur Morgengabe gewordene Schloß Elchingen an der Donau in ein Benediktinerkloster und schenkte demselben 1142 Güter in Hubertsbronn, Kirche, Zehenten und Widdumsgüter in Urbach und „Pilderhusen“ (Zeitschrift für Bayern 1817 I. S. 261). Wir treffen auch 1278 Conradus plebanus und 1295 Diepoldus viceplebanus


Anmerkungen [WS]

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_228.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)