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Matrosenliebe

Es ging ein Mädchen wohl auf ein Schiff;
Ein Schiffsmatrose zu ihr spricht:
Ei, wohin denn, du wunderschönes Mägdelein?
Sollst heute Nacht meine Beischläf’rin sein,

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Denn ich schlafe ja so ganz allein …


Deine Beischläf’rin sein, ja, das mag ich nicht.
Meine Mutter, die hat mich ausgeschickt,
Hat mir einen Taler in die Hand gedrückt
Für so einen jungen Matrosen …

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Er nahm das Mädchen wohl bei der Hand

Und führt sie hin zum Meeresstrand,
Und da lagen sie fröhlich beisammen
Bis das der helle Tag anbrach,
Und dann gingen sie wieder von dannen …

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Und als der helle, helle Tag anbrach,

Da fing sie bitterlich zu weinen an:
Ei, wo hab’ ich denn meine Unschuld gelassen?
Bei so einem schönen jungen Schiffsmatrosen,
Und der wird mich doch ganz sicherlich verlassen …

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Auf! Auf! Matrosen: nun ist es Zeit:

Machet euch, machet euch zur Fahrt bereit!
Und da lichten Sie fröhlich die Anker,
Zogen die Taue bis unter den Mast,
Und der Steuermann, der fuhr von dannen.

 Gießen

Empfohlene Zitierweise:
Hans Ostwald (Hrsg.): Erotische Volkslieder aus Deutschland. Eberhard Frowein, Berlin [1910], Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostwald_Erotische_Volkslieder_aus_Deutschland.djvu/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)