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Daher die auffallende Verschiedenheit der Darstellung in unsren Volkssagen und Volkserzählungen und Volksmährchen.

Sichtbar aber machen jetzt auch unter dem deutschen Volk die Schauder erregenden Sagen immer mehr und mehr solchen Darstellungen Platz, die ein lachenderes Kolorit haben, und auf Lebensgenuß hinweisen. Mit den freiern Ansichten, den besser angebauten Fluren, der heiterern Luft, der reinern Farbe des Himmels, den hellern und geräumigern Wohnungen, den besser erleuchteten Kirchen, mit dem steigenden Luxus in Speisen und Kleidern, mit dem Gefühl des Wohlseyns, mit dem freiern und unbewölkteren Blick, mit der leichteren und unbefagnern Geistesentwickelung, auch in den niedrigern Volksklassen, haben sich schon die meisten Sagen von Gespenstern, Kobolden und Ungeheuern aller Art verlohren.

Schon jetzt hält es schwer, das Volk zum Erzählen mancher noch erhaltenen Sagen der Vorzeit zu bringen, weil die Erzähler sich fürchten,

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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)