Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/151

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Befehl, kein Jesuit dürfe von Bord gehen, das Schiff müsse wieder nach Spanien zurück, denn der Orden sei vernichtet.

Mehrere Jesuiten lagen auf dem Schiffe gefährlich krank. Man bat, doch wenigstens diese ans Land bringen zu dürfen; aber man erhielt die höhnende, unmenschliche Antwort, es sei einerlei, ob sie zu Wasser oder zu Lande stürben; auf dem Schiffe würden sie nicht einmal einen Totengräber nötig haben. Als aber der Schiffskapitän Vorstellungen machte, die kranken Jesuiten könnten ihm seine ganze Mannschaft anstecken, wurden neun Jesuiten in einer Barke ausgeschifft, um nach Buenos Aires zu den Bethlehemiten gebracht zu werden. In der ersten Nacht ihrer Fahrt schleuderte sie der Sturm an die Felsen, und die Flut nahm jene gastlich auf, welchen man auf dem Lande keinen Ruheplatz gegönnt hatte. Der Leichnam eines Novizen wurde an der Küste von San Sacramento gefunden und dort auf Befehl des portugiesischen Statthalters prächtig begraben.

Der spanische Statthalter in Buenos Aires dagegen ließ einige ans Gestade geworfene Leichen der Jesuiten ohne Sang und Klang einscharren. Solches Verfahren erfüllte alle Bewohner mit Abscheu. Ihr Gefühl wurde noch mehr empört, als man die Kirche des großen Jesuitenkollegs vermauerte und die Kirchengeräte von Gold und Silber in die Wohnung des Statthalters brachte. Der Unwille gegen dessen Betragen äußerte sich laut. Er schrieb ihn der Aufregung zu, welche wir im Volke verursacht haben sollten. Daher verdoppelte er unsere Wachen und ließ uns melden, er werde uns, falls wir mit den Bewohnern der Stadt auf was immer für eine Art in Verbindung träten, auf öffentlichem Platze aufhängen lassen. Diese übertriebene Drohung erschreckte uns zwar nicht, jedoch ließen wir ihm durch unsern Major antworten, wir seien in seinen Händen und müßten uns die Strafe gefallen lassen, falls uns bewiesen würde, daß wir sie verdient hätten und es der Befehl des Königs sei. Verbindungen mit den Spaniern hätten wir seit unserer Gefangennahme überhaupt nicht gepflogen und würden sie aus Gehorsam gegen seinen Willen auch künftig nicht pflegen; das Zeugnis der uns bewachenden Offiziere werde uns rechtfertigen[1].



  1. Hören wir, was der Protestant Wappäus über diese Vertreibung der Jesuiten aus Paraguay sagt. „Es gehört jetzt nicht mehr viel Mut zu der Behauptung, daß diese Maßregel ebenso ungerecht gegen die Missionäre als verderblich für die Indianer und damit für jene Länder überhaupt ein Unglück gewesen; denn neuere Schriftsteller, welche die Geschichte der Missionen an Ort und Stelle gründlich studiert haben, wie u. a. Funes, Demersay und Martin de Moussy, haben die Ungerechtigkeit der Vertreibung der Jesuiten aus ihren Missionen auf das klarste nachgewiesen, und daß ihre Missionstätigkeit unter den Indianern Süd-Amerikas eine bewunderungswürdige gewesen, ist fast ohne Ausnahme von allen europäischen Reisenden anerkannt, welche mit deren Schöpfungen in Süd-Amerika bekannt zu werden Gelegenheit gehabt haben… Die Feinde des Ordens triumphierten, die Mehrheit der Bewohner des spanischen Süd-Amerika aber wurde, wie ein neuerer argentinischer Publizist sich ausdrückt, mit Schrecken erfüllt über diese harten Maßregeln gegen die Jesuiten-Patres, welche sich als die treuesten Untertanen Spaniens, als eifrige und unermüdliche Stützen des Katholizismus, als die Verbreiter der Zivilisation unter den Indianern und als Förderer des Unterrichts unter den Kreolen zu betrachten gewohnt waren. Ein Jahrhundert (Wappäus schrieb um 1865) ist seitdem verflossen; sie sind dort nicht ersetzt, aber heutzutage noch lebt ihr Andenken in Segen unter den Indianern fort, welche von der Regierung der Patres mit Begeisterung wie von einem goldenen Zeitalter reden“ (Handbuch der Geogr. und Statistik I 3. 1013). Vgl, die Zeugnisse des deutschen Amerikaforschers Dr Karl v. Steinen in den „Kathol. Missionen“, Jahrg, 1893, S. 136, und des deutschen Kapitäns Jerrmann ebd. Jahrg. 1904/05, S. 191.