Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/29

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auf ihren Tisch, sagte: „Viel Glück!“ und entfernte sich wieder. Seinem Beichtvater, einem Jesuiten aus dem Kolleg St Anton, ließ er ein besonderes Haus bauen.

Die königliche Burg zeigt von außen nichts Außerordentliches. Gegen den großen Hauptplatz hin hat sie drei Stockwerke, sonst nur zwei. Die Zimmerwände sind mit Sammet überzogen und mit den feinsten goldenen und silbernen Borden ringsum geziert. In der Mitte der Burg zeichnet sich ein Rundbau aus, in welchem der König sein Kabinett besitzt.

Sehr merkwürdig ist die Wasserleitung, die fünf spanische Meilen weit über die höchsten Felsen und tiefsten Täler in die Stadt geführt wird: ein wahrhaft königliches Werk. Man geht bis zum Ursprunge des Wassers durch ein fünf Meilen langes Gewölbe, das durch Kuppeln, die in geringen Entfernungen angebracht sind, hinreichendes Licht erhält. Hin und wieder sind Türen angebracht, um, wenn es beliebt, auch im Freien, auf dem zu beiden Seiten des Gewölbes laufenden breiten Weg, wandeln zu können. Im Innern des gigantischen Mauerwerkes sind doppelte aus Stein gehauene Kanäle, durch die das Wasser rauscht. Ich habe die Quelle besucht, deren Wasser auf diese Art in ein großes Wasserbecken aus Quadern gebracht wird, um Lissabon zu erquicken. Hier wird dann das köstliche Naß in halbeimerige Fässer geschöpft, auf Maultiere geladen und in die Stadt gebracht.

Schon waren drei Monate vergangen, und noch immer lichtete die brasilianische Flotte, mit der wir abgehen sollten, die Anker nicht. Wir übten uns indes in der spanischen und portugiesischen Sprache, besuchten den Beichtvater der Königin, einen Jesuiten, der mit noch einem andern Priester dieses Ordens und einem Laienbruder (alle drei aus der österreichischen Provinz) in einer abgesonderten Wohnung außerhalb des Kollegs zu Cotovia lebt. Hier speisten wir oft auf deutsche Art, da uns die portugiesische gar nicht mundete. Manchmal besuchten wir auch die deutschen Karmeliter, die ein kleines Kloster am Meerhafen besitzen. Sie wurden von der noch lebenden Königin Maria Anna hierher gerufen, die ihnen eine niedliche runde Kirche baute und zur Ehre des hl. Johann von Nepomuk weihen ließ. Die geistliche Gemeinde bestand aus nur sechs Personen, alle aus der österreichischen Provinz ihres Ordens. Sie hatten auf der Reise viel zu dulden