Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/31

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war auf dem großen Platze aufgestellt. Bei jedem Altare gab die Infanterie eine Salve, die Reiter antworteten mit ihren Gewehren; dazu erdröhnte der Donner aus den Kanonen der Citadelle und der Schiffe im Hafen. Über die Straßen waren von einem Dache zum andern leinene Tücher gezogen, um vor der Sonne geschützt gehen zu können. Der mit Brettern bedeckte Weg war mit Tapeten überzogen, mit Blumen bestreut, die Häuser mit Tapeten von Gold- und Silberstoff oder Seide so behängt, daß man von den Mauern nichts mehr erblickte. Es war an diesem Tage ein ungeheurer Reichtum zur Schau gestellt.

Am Sonntage nach diesem Feste wurden wir sechsundfünfzig Missionäre zur Prozession in das Kolleg von Cotovia geladen; auch hier trugen die Prinzen den Baldachin. Am Tage der Oktave des Fronleichnamsfestes begleiteten wir den Umgang im Kolleg zu St Rochus und speisten dort. Eine Menge meist süßer Speisen wurde aufgetischt, besonders Zuckergebäck; dazu kamen auserlesene Früchte. Gewöhnlich lebt man, besonders in unsern Kollegien, sehr sparsam und dabei teuer. Unser Pater Prokurator mußte für jeden von uns täglich einen Gulden sechs Kreuzer deutscher Münze geben. Dafür bediente man uns mit einer Suppe, die bloß getrunken wurde; das Rindfleisch und daneben gekochte Wurzeln und Krauseminze waren nicht besonders anziehend, das Gekoch von geriebener Mandiokowurzel wahrhaft abschreckend. Und dies war alles. Kranken gibt man eine gesottene gewürzte Henne um einen Gulden neun Kreuzer. Beim Essen befleißigt sich der Portugiese nicht allzusehr der Reinlichkeit.


Auf dem Ozean.

Endlich kam der Monat September, in welchem unsere Abfahrt nach dem Lande künftiger Arbeit statthaben sollte. Unser Schiff führte den Namen St Anna; sein Befehlshaber war Don Joseph Fereira, ein katzenäugiger Portugiese, der uns durch gräßliches Fluchen sehr übel erbaute. Ich hatte die Empfindungen eines Studenten, dem die letzte Prüfung den Weg zur Heimatreise bahnt, als ich sah, wie man unsere Betten und Lebensmittel auf das Schiff brachte. Wir beurlaubten uns noch bei der freundlichen Königin. Am 17. September war unsere Wohnung im schwimmenden Hause auf dem Rücken des Ozeans. Wir waren zwei Schiffen anvertraut.