Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/83

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Vater wieder einmal besuchte, vor die Augen seines Erzeugers. Er sah ihn ernsthaft an, sprach: „Vielleicht ist er es“, redete dann gleich über andere Dinge und ging fort, ohne seinen Sohn auch nur mit einem Blicke zu erfreuen. Ich hatte noch öfter Gelegenheit, solche Fälle zu erleben.

Nicht empörend, aber sehr lästig wurde mir das immerwährende Begehren von Geschenken, besonders da es nicht immer möglich war, ihre unersättlichen Wünsche zu befriedigen. Gab ich ihnen nichts, so nannten sie mich ohne Umstände einen Knauser und ärgerten sich, wenn ich darüber lachte. Die Weiber begnügen sich mit geringen Dingen; während der Mann um eine Axt, um

Bild 15. Haarfrisur eines heiratsfähigen Mokobiermädchens.

Tee, um Tabak bittet, verlangen sie dagegen nur eine Nadel oder etwas dergleichen; und sehr oft wünschten sie erst dann etwas, wenn sie sahen, daß eine andere etwas erhielt. Wenn ich von der heiligen Messe nach Hause ging, fand ich fast immer zwanzig Weiber mit ihren Kindern vor meiner Türe. Einige wollten wirklich etwas, die andern aber wollten nur hören, was andere verlangten. Da wollte dann anfangs keine mit der Sprache heraus. Fragte ich die erste: „Was willst du?“ so antwortete sie: „Nichts“, und so die andern alle. „Nun, wenn ihr nichts wollt, so geht zu eurer Arbeit!“ befahl ich und wendete mich um. Da schrie die eine: „Ich will eine Nadel“, und alle wiederholten dieselben Worte. Ich gab der ersten und ließ die andern an der Hausschwelle sitzen, bis sie vor Langeweile auch nach Hause schlichen. Geht eine zum Missionär, so lauern die andern, bis sie zurückkommt, um zu sehen, was sie erhalten hat, und laufen dann, um das nämliche zu begehren. Gab ich einem Weibe für ihr krankes Kind ein Stückchen Zucker, so brachten mir alle andern gleichfalls ihre Kinder; sie seien auch krank und wollten Zucker haben.

Erwachsenen Knaben reichte ich selbst gern Geschenke, um sie für Frömmigkeit und Fleiß zu belohnen und mehr an mich zu ketten. Sie waren mir sehr nützlich, um den Unordnungen meiner Gemeinde auf die Spur zu kommen. Infolge meiner ununterbrochenen Ermahnungen gegen die Trunkenheit scheuten sich besonders