Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/94

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mit, als sie zu einer Decke nötig hatten; und sie waren so eifrig, daß ich in drei Monaten dreiundsiebzig gut gearbeitete Decken erhielt. Diese verkaufte ich und erhielt dafür achtundvierzig Zentner Tee, fünfzehn Zentner Tabak und Zucker. Diese eingehandelten Waren teilte ich unter mein Volk aus. Nur die trägen Weiber wurden nicht bedacht und so zum Entschlusse geführt, im künftigen Jahre auch zu weben. Die kleinen Mädchen gewöhnten sich nach und nach auch an die Arbeit. Wie die Knaben unter der Aufsicht eines alten zuverlässigen Indianers standen, so hatte ich auch den Mädchen eine alte verwitwete Kazikin zur Vorsteherin gegeben. Bisher hatten die Mädchen nichts zu tun, als täglich der heiligen Messe, der Christenlehre und dem Rosenkranz beizuwohnen und bei der Ernte und den leichteren Verrichtungen mit Hand anzulegen. Eines schönen Tages ließ ich die alte Kazikin nach der Messe mit vier Mädchen in meine Wohnung kommen, um die bessere Wolle von der schlechteren zu sondern. Es geschah. Bald sammelten sich Zuschauerinnen, die sich nach und nach dazusetzten und mithalfen. Den folgenden Tag kamen von selbst schon zwanzig mit der würdigen Vorsteherin, die mir im Namen der Mädchen den Wunsch aussprach, spinnen, weben und färben lernen zu dürfen. Sofort beschloß ich den Bau eines Arbeitshauses. Eine Indianerin, die lange Jahre als Gefangene bei den Spaniern mancherlei schöne Arbeiten gelernt hatte, mußte die Lehrerin machen. Die Freude, in einem Jahre so ganz in der Stille und ohne Zwang eine Deckenfabrik errichtet zu haben, die mir dreihundert Decken lieferte, war mir ein süßer Lohn. Der Wohlstand meiner Reduktion nahm dadurch sichtlich zu. Die besten Decken konnten wir um fünfundzwanzig, die mittleren um zwölf, die schlechteren um sechs Taler verkaufen, wodurch ich in den Stand gesetzt wurde, für den Unterhalt meiner Leute reichlicher zu sorgen. Die Männer trieben jetzt auch die Schafzucht mit größerem Eifer, um ihren Weibern Wolle zu verschaffen. Anstatt bloß mit Fellen von Tigern und Fischottern konnte man sich fortan mit bunten Teppichen bekleiden.

Diese Früchte fleißiger Arbeit öffneten den Bewohnern meiner Reduktion gänzlich die Augen. Sie dankten Gott für die heilige Religion, die, während sie sich bloß mit dem Himmel zu beschäftigen scheint, auch das irdische Glück der Menschen befördert.