Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/95

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Meine Indianer tauschten die Teppiche, die ihre Weiber verfertigten, unter meiner Aufsicht, damit sie nicht von listigen Spaniern betrogen würden, gegen veredelte Schafe um und fingen einen ordentlichen Handel an. Ihre nette, selbstverfertigte Kleidung und ihr wachsender Wohlstand lockten immer mehr Heiden an, die ich dann für das Reich Jesu und für ein arbeitsames und gesittetes Leben gewann.

Mein Ordensbruder, P. Joseph Brigniel[1], ein österreichischer Untertan aus Klagenfurt, lebte längere Zeit in meiner Reduktion. Er war früher dreißig Jahre lang Missionär bei den Guaraniern gewesen, wurde dann Rektor im Kolleg zu Corrientes und kam darauf zu mir. Von da mußte er als Rektor nach Santa Fé, blieb aber dort nicht die drei Jahre, die ein Rektor in seinem Amte zubringen soll, sondern kehrte noch vor Ablauf derselben in meine Kolonie zurück. Dieser vielerfahrene Mann konnte sich nicht genug darüber wundern, daß es mir gelungen war, meine Wilden in gesellige fromme Ackersleute und Handwerker umzuschaffen. Er spendete mir großes Lob; solches gebührt jedoch nicht mir, dem schwachen Werkzeuge, sondern der Hilfe des Allerhöchsten. „Nur zwei Dinge gehen Ihnen noch ab“, sagte er eines Tages scherzend, „erstens, Sie müssen auch die erwachsenen frei und müßig umherschweifenden Jünglinge an eine geordnete Lebensweise gewöhnen; und zweitens, Sie müssen auch noch das Schusterhandwerk erlernen.“ Ich entgegnete ihm: „Für das erstere muß Rat geschafft werden; es ist wirklich ein Übelstand, der gründlicher Abhilfe bedarf. Den Anfang dazu habe ich bereits gemacht. Den zweiten Wunsch kann ich vielleicht schon in einigen Tagen erfüllen.“ Ich hielt getreulich Wort. Durch Zertrennen alter Schuhe lernte ich neue verfertigen und stellte mich dem freundlichen Spötter bald mit meinem neuen Kunstprodukte vor.

Mit großer Entschiedenheit verlegte ich mich nunmehr auf die Regelung der Lebensweise der Jünglinge und jungen Männer. Viele dieser jungen kräftigen Leute gaben sich einzig damit ab, auf die Jagd zu gehen oder in den Wäldern umherzustreifen und


  1. Geb. 24. März 1699 zu Klagenfurt in Kärnten, in den Jesuitenorden eingetreten am 9. Oktober 1716; ging nach Paraguay 1728. Siehe Huonder, Deutsche Jesuitenmissionäre, bes. S. 141.