Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/96

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nach wildem Honig zu suchen. Ich machte meinen Kaziken darüber ernstliche Vorstellungen. „Die Schwächeren in der Gemeinde“, sagte ich, „müssen für den Unterhalt dieser kräftigen Jünglinge arbeiten, während diese selber dem Müßiggang frönen. Das ist gegen alle gute Ordnung. Und was soll in Zukunft aus unserer Gemeinde werden, wenn die Jünglinge den Müßiggang nicht aufgeben? Wie Unkraut werden Laster jeder Art üppig in unserer Gemeinde wuchern.“ Die Kaziken mußten mir beistimmen. Nun gab ich ihnen den Auftrag, all die leichtsinnigen Taugenichtse für den folgenden Morgen nach der heiligen Messe zu mir zu bestellen. Aletin stürmte noch am nämlichen Tag unter seinen Leuten umher und führte schon am Abend eine nicht geringe Anzahl dieser Burschen mir zu. Ich bemerkte, daß sie überrascht und betroffen waren. Ich sprach deshalb mit Freundlichkeit ihnen zu, sie sollten am nächsten Morgen sich wieder bei mir einstellen; sie hätten nichts Schlimmes zu fürchten. Darauf beschenkte ich sie mit Tabak und entließ sie.

Schnell verbreitete sich die Nachricht, ich würde allen mit Tabak aufwarten. Am andern Morgen stellten die Kaziken mir achtzig kräftige junge Jagdliebhaber vor. Diesen redete ich mit Entschiedenheit zu: es sei für mich ein herber Schmerz und eine drückende Sorge, sehen zu müssen, wie so wackere und kräftige Jünglinge im Müßiggang ihre schönste Zeit verlören. Ich verglich sie mit Raubvögeln, verzehrten sie doch, was nur arbeitsame Menschen genießen sollten. Selbst die zarten Kinder in der Gemeinde verständen es bereits, sich ihr tägliches Brot selber zu verdienen: welcher Vorwurf für blühende, kräftige Burschen, die immer nur in den Wäldern umherschweifen wollten! Ohne ihnen Zeit zu einer Entschuldigung zu lassen, fragte ich gleich, zu welcher nützlichen Beschäftigung sie Lust hätten. Fünfzig wählten ein Handwerk. Ich schickte sie sogleich in die verschiedenen Werkstätten. Den andern wies ich Arbeit in meinem Garten zu. Einige Zeit darauf führte ich den P. Joseph in die Werkstätten und zeigte ihm die früheren Müßiggänger jetzt an emsiger Arbeit. Der Pater lächelte zufrieden und mag sich an die Worte erinnert haben, die er bei einer andern Gelegenheit zu mir sprach: „Sie sind ein Preuße (ich bin nämlich ein Nieder-Schlesier) und machen das Unmögliche möglich wie Ihr König.“