Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/97

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Meine Indianer machten in den Handwerken ungemein gute Fortschritte. Das gab mir Mut zu neuen Versuchen, die mir über Erwarten gut gelangen. Ich ließ für die Kirche zwei Teppiche mit Figuren und Blumen verfertigen, die trefflich ausfielen.

Ich baute sogar eine Orgel mit fünf Registern; sie wurde allgemein bewundert, und in Santa Fé bot man dafür achthundert Taler. Die Bewunderung stieg, als man hörte, daß ich bei deren Anfertigung ausschließlich der Hilfe der von mir angelernten Indianer mich bedient hatte.

Bild 16. Pflug der Reduktionsindianer.

Gleichzeitig mit Handwerk und Gewerbe hatte sich, um das hier einzuflechten, auch der Feldbau entwickelt und so ausgedehnt und vervollkommnet, daß die Reduktion bald selbständig von ihrem Ertrage leben konnte.

Der Boden war, zumal an den höher gelegenen Stellen, zum Anbau sehr geeignet und sehr fruchtbar, und die Felder brachten trotz der einfachen Ackerwerkzeuge reiche Ernten an Weizen, Gerste, Mais, Erbsen usw.

Die Arbeit war gemeinsam und ähnlich geregelt wie in den älteren Guarani-Reduktionen[1].

Die Ernte dauerte vierzehn Tage und war die fröhlichste Zeit des Jahres. Zu essen gab es genug. Das Trinkwasser wurde in Fässern auf Lastwagen herbeigeführt, und Knaben mit vollen Krügen liefen den ganzen Tag unter den Arbeitern herum, um ihnen zu trinken zu geben. Das Trinken von Mate (Paraguay-Tee) hörte Tag und Nacht nicht auf; Kau- und Rauchtabak, Salz und alles Nötige wurde reichlich ausgeteilt. Was während einer solchen Erntezeit innerhalb vierzehn Tagen daraufging, berechnet P. Baucke


  1. Über den wirtschaftlichen Betrieb in den Redaktionen siehe Wetzer und Weltes Kirchenlexikon IX 1466 ff: „Wirtschaftliches System der Reduktionen“, und „Kathol. Missionen“, Jahrg. 1897, S. 155: „Der wirtschaftliche Betrieb in den Reduktionen von Paraguay“.