auffassen. Und da ferner jene Verdeckung immer auf dieselbe Weise geschieht, indem jeder Zeitpunkt ebenso den ganzen Zeitstrahl verdeckt, wie irgend ein beliebiger Vorgänger desselben, und ich in der unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmung keinen Zeitpunkt finde, der einen Teil des Zeitstrahls verdecken und einen anderen Teil nicht verdecken würde, so habe ich damit die Berechtigung gewonnen, dem Zeitstrome eine und nur eine Dimension zuzuschreiben.
§ 14. Das einfache Identifikationsurteil.
Um das psychische Phänomen der Verdeckung der Vergangenheit und Zukunft durch die Gegenwart deutlicher zu fassen, werde ich im Folgenden nicht von bloßen Raum- und Zeitpunkten sprechen, sondern sinnliche Erscheinungen in dem fließenden Raume annehmen, handelt es sich ja schließlich mit der Theorie des Raumes und der Zeit um die Prinzipien einer allgemeinen Erscheinungslehre. Statt also von einem Raumpunkt A0 zu sprechen, verlege ich in diesen Punkt eine beliebige punktuelle sinnliche Erscheinung, der ich eine bestimmte Dauer in der Zeit zuschreibe. Um diese Vorstellung für die Phantasie zu fixieren, nehme ich in dem Jetztraume R0 einen, sagen wir, rotleuchtenden Punkt A0 an, den ich mir bewegungslos denke. Schreiten wir zu den Räumen R1, R2 ...., die den Zeitpunkten t1, t2 .... entsprechen, fort, so erhalten wir in jedem dieser Räume einen neuen sinnlichen Eindruck, eine neue Empfindung jenes leuchtenden Punktes, und es ergiebt sich uns auf solche Weise eine Reihe von Empfindungen A1, A2 ...., die zeitlich aufeinanderfolgen, und von denen jede alle Vorgänger verdeckt. An die Stelle der Zeitprojektionen eines Raumpunktes treten demnach die Erinnerungsempfindungen, die der leuchtende Punkt in unserem Bewußtsein veranlaßt. Die letzte dieser
Menyhért Palágyi: Neue Theorie des Raumes und der Zeit. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1901, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PalagyiRaumzeit.djvu/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)