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gewesen. Der Ofen wurde allerdings täglich ziemlich stark geheizt, aber von allen vier Seiten pfiff durch die Wände sowie auch durch die Diele der Wind herein, dazu war auch das Fenster in schlechtem Zustande, so dass also durch keinerlei Heizung ein solcher Schuppen zu erwärmen war. Doch was sollten wir machen! Weder ich noch mein Kollege hatten die Mittel eine bessere Wohnung zu mieten und die, welche wir inne hatten, war uns unentgeltlich von einem menschenfreundlichen Manne abgetreten worden. Vielleicht dachte er bei sich: „Sie sind arm, diese Armenier … die Wohnung steht leer … mögen sie in Gottes Namen darin wohnen!“ In der Not frisst der Teufel Fliegen! Ja, wir bewohnten diese Eiskammer, aber Gott weiss wie! In jenem Winter habe ich mir auch den Husten geholt, der bis jetzt meine Brust erschüttert.

Der Frost währte in jenem Jahre unaufhörlich vier Monate lang und so herrschte auch an dem Tage, von welchem ich meine Erzählung beginne, eine fürchterliche Kälte.

Es war gegen elf Uhr Vormittag, als ich von meinem Freunde Gabriel A. kommend, nach Hause eilte. An der neuen Brücke angelangt, konnte ich nicht mehr weiter kommen, ein reicher Leichenzug versperrte mir den Weg.

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/107&oldid=- (Version vom 1.8.2018)