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Heimat nur mit schmerzlichem Leidgefühl. Da wir von vielen gehört und auch in manchem Buche gelesen hatten, dass Russland ein sehr rauhes Klima habe, dass sein Boden unfruchtbar und überhaupt das Land sehr unwirtlich sei, so erfüllte uns schon der Gedanke, unsere schöne Heimat gegen dieses fremde Land zu vertauschen, mit Schrecken. Ach ja, wer giebt mir unsere schönen Fluren wieder, unsere freien Berge, unsere schäumenden Bäche, unsern wolkenlosen, blauen Himmel, unser gastfreundschaftliches, menschenfreundliches Volk! Ach wer …“ Hier verstummte sie, ihre Augen füllten sich mit Thränen. „Ach!“ fuhr sie nach einer Weile fort, „warum haben wir der Ahnung unserer Herzen nicht Gehör gegeben, warum haben wir die Heimat verlassen, was suchten wir in diesem rauhen Lande? Ach, mein Herr, nehmen Sie mir meine Schwäche nicht übel, aber es war mir unmöglich, meinen Schmerz zu überwinden. Sie begreifen meine traurige Lage und werden Nachsicht fühlen mit meiner Mutlosigkeit, in die mich dieses schwere Unglück versetzt hat. Ach, ich verliere fast die Sinne, wenn ich daran denke, was meiner hier harrt.“

„Haben Sie in Ihrer Heimat Verwandte?“

„Nein, mein Vater war ein französischer

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/136&oldid=- (Version vom 1.8.2018)