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unserer Verlegenheit ein Ende zu machen und rauchte eine Cigarette an.

„Woher sind Sie denn?“ fragte sie mich nach kurzem Schweigen. „Entschuldigen Sie meine Neugier, aber ich glaube, Sie sind kein Russe.“

„Sie haben Recht, ich bin auch fremd in diesem Lande, ich bin ein Armenier.“

„Sie leiden also so wie ich an Heimweh!“ versetzte sie lächelnd, „wie ist denn Ihr Name?“

„Michael Wajeltschjan,“ erwiderte ich, zog von meiner verwundeten Hand das mir von ihr geliehene Taschentuch und ohne etwas zu sagen, zeigte ich mit dem Finger auf die auf dasselbe eingenähten Buchstaben M. W. „Wundern Sie sich denn nicht, dass die Anfangsbuchstaben unserer Namen dieselben sind? Meinen Sie nicht auch, dass in diesem Zusammentreffen ein Geheimnis liegt, welches die Vorsehung einstweilen noch vor uns verbirgt?“

„Auch mir schienen diese Buchstaben immer geheimnisvoll zu sein; ich suchte in ihnen immer meine Schicksalsbestimmung zu finden. Wenn Sie nicht über mich lachen wollen, werde ich Ihnen etwas sagen. Eines Tages, es war noch in der Heimat, ging meine Mutter in die Kirche und ich blieb mit unserer

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)