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meine Alte hinausging, sagte sie, der Verstorbene wäre ein Mann. Aber sie hatten schon mehrere Male angeschlagen und so konnten wir nicht erkennen, ob eine Frau oder ein Mann gestorben ist. Übrigens mag es sein, wer es will, Gott mache ihn selig! Ich zerbreche mir fast den Kopf darüber und kann es nicht erfahren. Und am Fenster ist auch niemand vorüber gegangen, den ich fragen konnte. Ich habe schon an einen gedacht, aber der konnte nicht so schwer krank sein! Ich glaube, meine Alte hat dasselbe gesagt. Ach, mag es sein, wer es will, Gott habe ihn selig! … Ja, mit unserer Stadt geht es bergab! Wenn in früheren Jahren monatlich ein Todesfall vorkam, da geriet die ganze Stadt in Aufregung. Wenn nur ein Kind starb, fielen wir gleich über die Eltern her und machten ihnen Vorwürfe, dass sie den armen Schlucker nicht gut gepflegt hätten, dass sie ihn zu sehr angestrengt und dadurch krank gemacht hätten, dass sie ihn einem bösen Blicke ausgesetzt und vor Hexen nicht bewahrt hätten. Ach, was haben wir nicht alles noch gemacht und gethan, um die andern Eltern zur Vorsicht anzutreiben. Und wirklich, in jenen Zeiten starben die Leute selten. Und jetzt, ach, jetzt ist es aus mit dem Liede. Jetzt giebt es an

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)