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In diesem Augenblicke begann das Wasser im Samowar zu sieden und wir erinnerten uns, dass wir seit dem Morgen nichts Ordentliches gegessen hatten. Ich schüttete also den Thee in die Kanne, schnitt Brod zurecht, klopfte den Zucker in Stücke und dann setzten wir uns zu unserer Doppelmahlzeit nieder, die für uns Mittagessen und Abendbrot zugleich war.

„Ach, Michael!“ begann Johannes, „ich habe mich heute gut abgequält. Wenn mir Gott nicht den Schlaf gesandt hätte, weiss ich nicht, was aus mir geworden wäre!“

Dabei verzehrte er ein Stück Brod nach dem andern mit einem wahren Heisshunger.

Auch ich war nicht minder hungrig als er, denn obgleich ich im Kaffeehause etwas genossen hatte, so war doch die Tasse Kaffee und die wenigen Zwiebacks kein besonderer Trost für meinen Magen, der so selten ein sättigendes Mittagsmahl sah wie Petersburg zur Herbstzeit die Sonne.

„Nun Michael, was sagst du noch Neues?“ begann Johannes, nachdem er drei Gläser Thee und fünf Stücke Brod verzehrt hatte.

„Was kann ich dir Besonderes sagen? Allerdings hätte ich dir noch so manches zu sagen, aber es lässt sich ja doch nicht leicht ausführen. Erstens bin ich verliebt, wie du

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Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/154&oldid=- (Version vom 1.8.2018)