Seite:PatkanjanDreiErzählungen.pdf/155

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

siehst und zweitens habe ich meiner Freundin das Wort gegeben, morgen irgend einen Weg zu finden, auf dem ich ihr helfen kann, drittens …“

„Michael, nimm mir’s nicht übel, wenn ich dich unterbreche! Die Liebe ist ein ganz hübsches Ding, dagegen lässt sich nichts einwenden, besonders wenn man ein unschuldiges, keusches Mädchen liebt, wie das deinige, aber denke nur daran, mein Brüderchen, wie viel Opfer diese Liebe von dir fordert und hast du dazu die genügende moralische und materielle Kraft? Denke nur daran, dass du in Petersburg bist, wo du kaum deine eigenen geringen Bedürfnisse befriedigen kannst und du willst dir noch mit dem Schicksal eines zarten Mädchens Kummer machen. Als du ihr deine Hülfe versprachst, bildetest du dir wahrscheinlich ein, du seiest der Sohn eines Millionärs. Ja, ja, du hast vergessen, dass deine Moskauer Freunde gegenwärtig deine einzige Zuflucht sind,“ setzte er ironisch hinzu.

„Was willst du mit diesen Worten sagen?“ rief ich erzürnt. „Du willst vielleicht, dass ich sie der Willkür des Schicksals überlasse, dass sie eine Zeit lang mit Not und Entbehrung kämpfen und schliesslich, um dem Elende zu entgehen, ihre Tugend zum Opfer bringen soll.

Empfohlene Zitierweise:
Rafael Patkanjan: Drei Erzählungen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PatkanjanDreiErz%C3%A4hlungen.pdf/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)